Weite Landesteile in Mosambik sind nach dem Wirbelsturm „Idai“ überflutet. Präsident Filipe Nyusi sprach nach einem Flug über das Katastrophengebiet von einer „echten humanitären Katastrophe“.
Allein die zweitgrößte Stadt Beira wurde laut Angaben der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung (IFRC) zu 90 Prozent beschädigt oder zerstört. „Das Ausmaß der Zerstörung ist gigantisch“, erklärte die IFRC. In der Stadt leben rund 530.000 Menschen. „Fast alles ist zerstört. Alle Kommunikationsverbindungen sind gekappt, viele Straßen unpassierbar“, teilte der IFRC-Katastrophenmanager für Afrika, Jamie LeSueur, mit. Die Lage in der Hafenstadt sei „furchtbar“.
Dem Katastrophenschutz-Instituts zufolge wurden knapp 900 Häuser von den Fluten fortgeschwemmt. 24 Krankenhäuser wurden zerstört, dutzende Schulen oder Klassen geflutet. Der Gouverneur der östlichen Provinz Sofala, Alberto Mondlane, bezeichnete die Überschwemmungen als „größte Bedrohung“. „Es regnet weiter und weiter.“
Erst am Sonntag konnten Helfer erstmals mit Hubschraubern auf dem beschädigten Flughafen der Stadt landen und dank Satellitentelefonen über das Ausmaß der Krise berichten. Viele Orte im Umland seien von der Außenwelt abgeschnitten.
„Alles deutet daraufhin, dass wir mehr als tausend Todesopfer haben könnten“
Beim Überfliegen des Katastrophengebietes sah Angaben von Präsident Nyusi laut eigenen Angaben, dass in den über die Ufer getretenen Flüssen Pungué und Buzi zahlreiche Leichen trieben: „Alles deutet daraufhin, dass wir mehr als tausend Todesopfer haben könnten“, sagte er.
Bislang seien 84 Todesfälle bestätigt, doch Einschätzungen von Helfern und der Anblick des Gebiets aus der Luft ließen auf eine verheerende Katastrophe schließen, erklärte Nyusi im staatlichen Radiosender Radio Moçambique.
Im benachbarten Simbabwe sprach die Regierung von bislang 98 Toten und 217 Vermissten. Hunderttausende Menschen sitzen im Krisengebiet ohne Strom und Handynetz fest. Auch dort waren viele Orte wegen der Überschwemmungen isoliert.
Der Wirbelsturm mit der Stärke vier von fünf war in der Nacht zum Freitag mit Windböen von bis zu 160 Kilometern pro Stunde vom Indischen Ozean kommend in der Nähe von Beira auf Land getroffen.
Zahlreiche Straßen waren überflutet oder nicht mehr befahrbar. Auch eine Unzahl von Äckern war überflutet, weswegen Tausende Kleinbauern bald auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sein könnten. Das Welternährungsprogramm (WFP) will in Kürze rund 600.000 Menschen unterstützen.
Auch das Kinderhilfswerk Unicef, die Caritas und das Rote Kreuz planen eine Ausweitung ihres Hilfseinsatzes und rufen zu Spenden für Mosambik und Simbabwe auf. Den Helfern zufolge drohen wegen der Überschwemmungen in dem Gebiet auch Durchfallerkrankungen.
Mosambik wird immer wieder von schweren Wirbelstürmen getroffen. Der Zyklon „Favio“ etwa hatte 2007 rund 130.000 Häuser beschädigt und Zehntausende Menschen zur Flucht gezwungen. Im Jahr 2000 waren infolge des Zyklons „Eline“ knapp eine halbe Million Menschen obdachlos, rund 700 starben, wie das Rote Kreuz mitteilte.
Das Land im Süden Afrikas gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Die Regierung dürfte mit der Bewältigung der sich nun abzeichnenden humanitären Katastrophe überfordert sein. Die Regierung rief den Notstand aus.