1. Diabetes Typ III
Gentrifizierung finden alle blöd, besonders wenn zwei Investoren aus Stuttgart mitten in Kreuzberg 28 Familien aus der Wohnung klagen. Aber im Erdgeschoss hat jetzt zum Trost das tausendste niedlichste Zuckercafé der Stadt (Zitat: alle Stadtblogs der Stadt) aufgemacht. Um die aufgebrachten Anwohner zu besänftigen, sind alle verwendeten Zutaten nicht aus der Markthalle IX, sondern von Aldi.
2. Einmal Bolte-Zwiebel in der Waffel, bitte
Weil man für Eis länger warten muss, als man es isst, ist die beste Eisdiele der Stadt die mit der stimmungsaufhellendsten Umgebung. In der Choriner Straße steht man zwischen Vintage-Shops, Klima-Aktivist*innen und selbstgenähten Wimpeln an. Und lernt eine Menge jener Kinder kennen, die später mal unsere Rente nicht bezahlen. In diese Lücke zwischen Hoffnung und Realität passen übrigens genau zwei Kugeln Spargelsorbet (vegan).
3. Re: Out of Office
Freitage sind für die Zukunft! Und weil jetzt alle nur noch vier Tage die Woche arbeiten, treffen auch wir Erwachsenen uns regelmäßig mit unseren lustigen Demo-Schildern an zentralen Orten und tun was für die Umwelt („Homeoffice spart CO2!“). Hauptsache, man kann dabei sitzen und trinken. Emilia, lässt du bitte die Trinkflasche von der Mama. Nein, das ist kein Apfelsaft. Nein, das ist wirklich nicht für Kinder. EMILIA! DU WARTEST GLEICH IM SUV, BIS WIR FERTIG SIND!
4. Waschen, trocknen, ziehen
Weiße Socken sind der wichtigste Modetrend seit keine Socken. Wer reich ist, kauft sich für jeden Tag zwischen April und Oktober ein frisches Paar. Alle anderen waschen sie in der ersten speziellen Tennissocken-Reinigung auf der Torstraße. Der Clou: Hier wird nach Marken getrennt! Wer lieb fragt, bekommt vielleicht noch ein bisschen weißes Pulver gratis.
5. Schwierige Ramenbedingungen
Nudelsuppe mit Ei und Dosenmais gibt es jetzt auch in Lankwitz. Doch trotz anhaltenden Hypes in den Szenebezirken will der Laden nicht recht laufen. Die Konkurrenzanalyse zeigt: Nebenan gibt’s das Pastagericht, das eine ganze Generation von Millenials groß, stark und entscheidungsunfähig gemacht hat: Spaghetti-Eis.
6. Vorsprung durch Hektik
Freelancer, die im Sommer arbeiten müssen? Uff. Wenn schon, dann im frisch eröffneten Coworking-Space – so neu, da ist noch die Schutzfolie auf dem Barista. Das altbekannte Konzept funktioniert jetzt auch am schattigen Ende der Sonnenallee: reinsetzen, so tun, als würde man arbeiten und warten, bis einem ein nervöser Aufsteiger Flat White über das Macbook schüttet. Von der Versicherungszahlung kann man dann wieder einen Monat überleben.
7. Mit Obst zur Bikinifrisur
Neuer Trendsnack: vorgeschnittener Obstsalat im Plastikbecher. Den gibt es normalerweise beim Späti, diese Saison aber praktischerweise als Lieferware von einem Start-Up namens Fruitdora. Mit dem mitgelieferten Piekser kann man sich nochmal die Augenbrauen richten, bevor man wieder aufs Longboard steigt. Bei dem ganzen Mikroplastik in der Blutbahn riecht es allerdings jetzt nach Stürzen auf dem Tempelhofer Feld ein bisschen nach verbranntem Gummi.
8. Feuchte Träume im Trockenbau
Der Wedding kommt. Ganz buchstäblich, denn im verruchtesten neuen Sexshop weit und breit finden alle Berliner*innen (m/w/x) unter der klebrigen Ladentheke das, was selbst die intimsten Fantasien übertrifft: Mietverträge mit Preisen unter 10 Euro / m2. Ab U Turmstraße einfach immer dem lustvollen Seufzen folgen! An Verhütung wurde übrigens auch gedacht, denn alle angebotenen Wohnungen sind im Wedding.
9. Lieber Gras rauchen als Heuschnupfen
Es geht nichts über echte Street Credibility. Findige Bauunternehmer haben den Trend erkannt und unweit des Flughafens Schönefeld die erste Schau-Baustelle der Region erschaffen. Hier lässt es sich ungestört urban und edgy in der Russenhocke posen, ohne dass der Charme von frischem Zement in absehbarer Zeit einem betriebsfertigen Gebäude weicht. Geo-Tag nicht vergessen: BER Flughafen Berlin Brandenburg.
10. Der Sky ist der Himmel
Wer sich keine vier Wochen Sommerurlaub auf Bali leisten kann, investiert dieselbe Summe in vier Tage auf dem „Hey Leute, ich bin auch auf einem Festival!“-Festival kurz hinter der Stadtgrenze. Da gibt’s Sand für jede Körperöffnung, kreativ gestreckte Drogen, und irgendwer bringt seine Gitarre mit, die, Überraschung!, auch nachts um fünf auf dem Zeltplatz funktioniert. Bei Heimweh kurz zum Food-Court, denn alles kostet noch mehr als am Flughafen Tegel. Die Rückkehr ins überfüllte Berlin ist dann: Entspannung pur.