Feiern bis der Regierende kommt

+++ So feiern Mannschaft und Fans den Bundesliga-Aufstieg +++ Das 0:0 im Relegationsrückspiel gegen den VfB Stuttgart reicht +++ Der 1. FC Union schafft das achte Köpenicker Weltwunder +++ Die Berliner steigen verdient auf und belohnen sich +++

Wo kann ich heute mitfeiern?

Ganz einfach, wir haben das Programm:

Das achte Köpenicker Weltwunder – frei nach Tagesspiegel-Autor Lothar Heinke – ist am Montagabend wahr geworden: Der 1. FC Union Berlin hat erstmals den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga geschafft. Mit einem 0:0 im Rückspiel der Relegation schickten die Eisernen den VfB Stuttgart in die 2. Liga zurück.

Tagesspiegel | Sophie Krause

Ab ins Rote Rathaus

Die Vorbereitungen für die morgige Aufstiegsfeier vor dem Stadion An der Alten Försterei sind bereits in vollem Gange. Der Ablauf des morgigen Tages hat sich übrigens noch leicht verändert. Noch vor der Schifffahrt Richtung Köpenick ist das Team um 14.30 Uhr im Roten Rathaus zu Gast.

Bild:
Tsp

Keine Angst vor negativen Veränderungen

Nicht wenige Union-Fans sahen einen möglichen Aufstieg des 1. FC Union mit gemischten Gefühlen. Diese verflogen zumindest seit Montagabend um 22.28 Uhr größtenteils, wie „Chef-Fan“ und Präsident Dirk Zingler am Tag danach bekundete. Er befürchtet keine negativen Veränderungen für Union. „Es verändert sich nichts, gar nichts. Da müssten wir uns ja ändern“, sagte Zingler am Dienstag. Er habe auch keine Angst vor Event-Zuschauern. Denn: „Wo sollen die denn hin? Wir haben schon knapp 24 000 Mitglieder und nur 22 000 Plätze im Stadion.“ (mit dpa)

Im Sommer 2020 soll der Umbau der Alten Försterei abgeschlossen sein. Im ersten Bundesliga-Jahr soll der 1. FC Union nicht in einer Baustelle spielen, aber:

Ein paar Anpassungen werden wir für die Bundesliga vornehmen müssen. An der
Kapazität werden wir aber erstmal nichts verändern.

Dirk Zingler

Vielleicht machen wir ein Jahr Urlaub in der ersten Bundesliga – das kann sein.
Aber meine persönliche Ambitionen sind immer die, dass wir Dinge zu Ende
bringen.

Oliver Ruhnert

Bundesliga-Planungen laufen an

Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert hat nicht viel Zeit zum Feiern. Für ihn geht es schnell weiter mit der Kaderplanung für die Bundesliga. Er baue grundsätzlich auf die Jungs, die bislang ihren Anteil hatten – also auf die Aufstiegsmannschaft. Er ließ allerdings am Dienstag durchklingen, das Team auch punktuell zu verbessern, um die Mannschaft weiterzuentwickeln. Die zweigleisigen Planungen laufen also nun eingleisig. Schon am Mittwoch stehen erste Gespräche zwischen Klubführung und dem Trainerteam an. Voraussichtlich am 1. Juli beginnt dann die Saisonvorbereitung für die Premiere im Oberhaus. Bis dahin soll das Grundgerüst stehen. (mit dpa)

Köpenicker Bürgermeister über den Aufstieg

Kollege Christoph Kluge hat heute mit dem Köpenicker Bürgermeister Oliver Igel über den Aufstieg des 1. FC Union und die Bedeutung für die Region gesprochen. Seit heute morgen weht eine Union-Fan aus seinem Büro, er selbst hat sie aufgehangen. Und so schnell soll sie auch nicht verschwinden, sondern an den „historischen Moment“ erinnern, den Union geschaffen hat.

Igel ist begeistert von der Leistung der Mannschaft. Der Verein habe sich „von ganz unten kommend“ seit den 1990er Jahren nach oben gearbeitet. Bereits in der zweiten Liga habe Union viele neue Fans gewonnen. Und jetzt dieser Erfolg. „Das ist einfach irre.“ Geht es nach Igel müsse das Stadion müsse „nun endlich ausgebaut werden“. Bereits jetzt habe der FC Union mehr Mitglieder als Stadionsplätze.

4. Wieder mal ein Stadtderby

Freunde zu Mauerzeiten, abgekühltes Verhältnis nach der Wende: Die Beziehung zwischen den Fans von Union und dem Stadt-Rivalen Hertha BSC hat sich stark verändert. In Herthas Zweitliga-Jahren 2010/11 behauptet sich Union nach 1:1 und 2:1 im Olympiastadion als „Stadtmeister“, zwei Jahre später revanchiert sich Hertha 12/13 mit einem 2:1 an der Alten Försterei, kommt aber in der heimischen Arena nicht über ein 2:2 hinaus. Nun kommt es erstmals in der Bundesliga zum Duell.

3. Präsident Dirk Zingler

Klubchef Dirk Zingler stand früher selbst im Fanblock. Bis heute ist er der größte Anhänger der Eisernen. „Ich habe 40 Jahre lang auf diesen Tag gewartet“, sagte er nach dem 0:0 am Montag gegen Stuttgart, dessen Schluss er sich vor Aufregung nicht anschauen konnte und sich stattdessen auf der Toilette einschloss, bis der Aufstieg perfekt war.

2. Außergewöhnliche Fantreue

2300 der treuesten Fans halfen in der Saison 2008/09 mit den eigenen Händen beim Stadionausbau, weil das Geld knapp war. Im 99 Jahre alten Stadion An der Alten Försterei gibt es derzeit bei 22 012 Plätzen nur 3617 Sitzplätze. „Unioner stehen“ – ist die Devise. Geplant ist – auch zur Erfüllung der DFL-Auflage von 8000 Sitzplätzen – ein Ausbau auf 37 000 Plätze. (dpa)

1. Union denkt quer

Die Köpenicker sehen sich selbst als Gegenentwurf zum Establishment und dem Kommerz im Fußball. Nicht umsonst heißt es in der Vereins-Hymne: „Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen? Eisern Union!“ Als einziger der 38 Profivereine stimmten die Berliner 2012 gegen das Sicherheitskonzept des DFB, um sich „nicht dem politischen Druck zu beugen.“ Das sorgte für Aufsehen, aber auch für Ablehnung. (dpa)

Eine Zahl für die Geschichtsbücher

56. Diese Zahl wird auf ewig mit dem 1. FC Union verbunden sein. Denn die Berliner sind der 56. Bundesligist in der Geschichte – im 56. Jahr. Dabei ist Union kein gewöhnlicher Verein. Aus bestimmten Gründen.

Der Tag danach

Sieht gar nicht so schlimm aus wie erwartet.

Unser Stimmungsstück zum Union-Aufstieg

Es liegt etwas in der Luft rund um die Alte Försterei. Die Luft riecht nach frischem Regen und feuchtem Waldboden, auf dem Weg zum Stadion spielt ein Mann auf einem Dudelsack, die Klänge mischen sich mit denen eines Leierkastenspielers auf dem Stadionparkplatz und den Gesängen der Fans auf den Tribünen.

Tagesspiegel | Julian Graeber

Von 16 bis 22 Uhr: Unioner Feier-Marathon

Für alle, die sich ab Mittwochnachmittag noch nichts vorgenommen haben oder sehnsüchtig auf den Fahrplan der Feierlichkeiten des 1. FC Union warten. Hier entlang!

Los geht’s um 16 Uhr ab der East Side Gallery in Friedrichshain, von dort aus wird sich das Team mit dem Schiff Richtung Köpenick aufmachen. Die Altstadt soll laut Plan zwei Stunden später erreicht werden. Ab 17 Uhr schon können die Fans bereits die Alte Försterei entern, der Eintritt ist frei.

Vom Luisenhain, wo die Spieler mit dem Schiff ankommen, bis zum Rathausempfang laufen die Unioner. Ab 18.30 Uhr präsentieren sie sich auf dem Balkon. Ab circa 19 Uhr macht sich die Mannschaft dann auf den Weg Richtung Stadion, das sie wiederum eine halbe Stunde später erreichen soll.

Von 19.30 Uhr wird dann, wie schon am Montagabend, auf dem Rasen an der Alten Försterei gefeiert. Ende? Gegen 22 Uhr.

Trimmel, Fischer und Ruhnert stellen sich

Weiter geht’s offiziell heute nicht für die Spieler – mit einer Ausnahme. Christopher Trimmel wird sich neben Trainer Urs Fischer und Geschäftsführer Oliver Ruhnert einer Medienrunde stellen ab 14 Uhr. Am Mittwoch wird es dann ernst für die feierwütigen Union-Akteure auf dem Köpenicker Rathausbalkon.

Das alles macht einfach nur Gänsehaut. Es ist unfassbar, was dieser
Aufstieg für den Verein bedeutet.

Robert Zulj

Der Südosten trägt heute die Farben 🔴⚪️. @fcunion steht als Aufsteiger in die @Bundesliga_DE fest. Das soll gewürdigt werden. #BzBmIgel wird am 28.5. die Mannschaft im Rathaus #Köpenick empfangen, die sich ins Gästebuch des Bezirks eintragen wird.📖🖊️ https://t.co/BZduRpPlC2

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BA Treptow-Köpenick on Twitter (@berlintk)
https://twitter.com/BerlinTK/status/1133272474211295233

Zingler kann nicht hinsehen

Hochspannung ist nicht jedermanns Sache. Dass der Präsident den Aufstieg des eigenen Klubs nicht mit ansehen kann, kommt dann aber doch selten vor. So geschehen gestern an der Alten Försterei. Dirk Zingler erlebte den Platzsturm an einem ungewohnten Ort. „Meine Frau war auf der Damentoilette, ich war auf der Herrentoilette“, berichtete Zingler. „Und dann haben wir uns davor getroffen.“ Fassen konnte er es aber auch vor der Toilette nicht. „Das ist surreal“, und doch irgendwie real.