Geywitz verliert Direktmandat – aber will SPD-Chefin werden

Die 18-Uhr-Prognose der Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) ist da:

Brandenburg: Verluste für die SPD, aber vor der AfD
Sachsen: CDU ebenfalls Verluste, aber vor der AfD
FDP muss in beiden Landtagen um Einzug bangen

Klara Geywitz verliert Direktmandat – strebt aber weiter SPD-Vorsitz mit Olaf Scholz an

Die SPD-Politikerin Klara Geywitz, die gemeinsam mit Olaf Scholz für den Vorsitz der Bundespartei antritt, hat ihre Direktmandat im Landtag Brandenburg verloren. Der Wahlkreis 21 wird künftig von der Grünen-Kandidatin Marie Schäffer vertreten. Am Ende fehlten Geywitz 144 Stimmen gegen ihre Kontrahentin.

Klara Geywitz äußert sich. Den „Potsdamer Neueste Nachrichten“ sagte sie: „Potsdam ist ja für dramatische Wahlergebnisse bekannt.“ Sie halte aber an ihrer Kandidatur für den SPD-Bundesvorsitz fest, sagte Geywitz. Sie habe schon im Vorfeld mit Olaf Scholz besprochen, dass es sehr knapp werden könnte.

Woidke gewinnt Direktmandat

Zusätzlich zum SPD-Sieg bei der Landtagswahl hat der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke auch sein Direktmandat gewonnen. Er setzte sich in seinem Heimatwahlkreis Spree-Neiße I mit 36,2 Prozent der Erststimmen gegen den AfD-Kandidaten Steffen Kubitzi durch, der auf 32,4 Prozent kam. Woidke hat den Wahlkreis damit bereits zum dritten Mal gewonnen. Allerdings hat sich sein Ergebnis – verglichen mit der Wahl 2014 – um ungefähr 13 Prozentpunkte verschlechtert. (dpa)

Anti-AfD Protest vor dem Leipziger Rathaus

Lautstarker Protest gegen Rechts vor dem Neuen Rathaus in Leipzig. +++ Hier geht’s zum LIVE-Ticker https://t.co/CbwepyakWK #sltw19 #ltwsn19 #sachsenwahl https://t.co/WitdK6DjvB

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Dulig: Wir sind der coolste Landesverband

SPD-Spitzenkandidat Martin Dulig gibt sich nach dem schlechten Ergebnis für seine Partei kämpferisch. Auf der SPD-Wahlparty in Dresden sagte er: „Wir haben das schlechteste Wahlergebnis – wir sind aber der coolste Landesverband.“ Die sächsischen Sozialdemokraten hätten über die Jahre gelernt demütig zu sein und immer wieder aufzustehen.

AfD-Wähler sind Überzeugungstäter

Der Politikberater Johannes Hillje weist darauf hin, dass ein erheblicher Teil der AfD-Wähler ihre Stimme nicht als „Denkzettel“ an die anderen Parteien sehen. Das geht aus Zahlen der Forschungsgruppe Wahlen hervor, die für das ZDF arbeitet. In Brandenburg waren für 43 der Wähler die politischen Forderungen entscheidend, in Sachsen sogar 70 Prozent.

Wer in #Brandenburg die #AfD mit dem offenkundig rechtsextremen Spitzenkandidaten #Kalbitz gewählt hat, sollte nicht mit dem Feigenblatt „Protestwähler“ verharmlost werden. In Sachsen stellt sich diese Frage schon größtenteils nicht mehr. #Sachsenwahl #Brandenburgwahl #ltwbb

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Larifari-freie Politik

Der Tagesspiegel-Herausgeber Stephan-Andreas Casdorff kommentiert das Brandenburger SPD-Ergebnis. Die Sozialdemokraten dürften sich nach diesem Erfolg nicht ausruhen.

Tagesspiegel | Stephan-Andreas Casdorff

Mohring: „Wer AfD wählt, bekommt Rot-Rot-Grün“

Nach der Wahl im Osten ist vor der Wahl im Osten: Am 27. Oktober entscheiden die Bürgerinnen und Bürger in Thüringen über die politische Zukunft ihres Landes. Linken-Ministerpräsident Bodo Ramelow, getragen von einer rot-rot-grünen Koalition, will sein Amt verteidigen. Mike Mohring von der CDU will ihn ablösen. Er sieht sich vor allem von der Sachsenwahl bestärkt. „Das Wahlergebnis aus Sachsen ist Rückenwind für die CDU in Thüringen und zeigt, dass wir mit unserer Aufstellung für den Landtagswahlkampf absolut richtig liegen“, teilte der Chef der Thüringer CDU am Sonntag mit. Seinem Parteifreund Michael Kretschmer gratulierte er zu einer „beeindruckenden Aufholjagd“ in Sachsen. Das Brandenburger Ergebnis zeige Mohring zufolge, „dass Rot-Rot-Grün bekommt, wer die AfD wählt“. Die CDU Thüringen fühle sich durch den Wahlkampf Kretschmers in Sachsen vollauf bestätigt. Die sächsische Union habe 123.000 bisherige Nichtwähler gewonnen. Mohring betonte, dass die Linke in beiden Ländern verloren habe. Auch Rot-Rot-Grün habe in Summe deutlich Stimmen eingebüßt.

Nonnemacher: Braunkohle ist rote Linie bei Verhandlungen

Für die Grünen-Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher ist das Thema Braunkohle ein möglicher Konfliktpunkt und eine rote Linie bei Koalitionsverhandlungen. In der ARD-Tagesscchau sagte sie: „Wir wollen keine neuen Tagebaue in Brandenburg aufschließen und wir wollen, dass kein weiteres Dorf in Brandenburg abgebaggert wird.“ (dpa)

50 Prozent für die AfD in Heinersbrück – ein Besuch

Der kleine Ort Heinersbrück in der Lausitz mit nur 600 Einwohnern hat mehrheitlich AfD gewählt. Dort kommt die Partei auf 50,5 Prozent der Stimmen. Unser Kollege Felix Hackenbruch hat das Dorf schon im Februar besucht. Wer seine Reportage gelesen hat, konnte ein Ergebnis in dieser Größenordnung schon erwarten. Hier sein Text aus unserem Archiv.

Auf einmal kämpft Horst Gröschke mit den Tränen. Es geht um seine Tochter. „Sie war, wie man so schön sagt, überqualifiziert.“ Er kneift die Lippen zusammen. In Berlin habe sie Biotechnologie studiert, danach gab es für sie in der ganzen Lausitz keine Stelle. Stattdessen zog sie in den Süden Bayerns, wo sie nun für ein Pharmaunternehmen arbeitet.

Tagesspiegel | Felix Hackenbruch

Interaktive Karte:

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hier, um die einzelnen Ergebnisse in den Brandenburger Gemeinden zu sehen – aufgeschlüsselt nach verschiedenen Parteien und vergangenen Landtagswahlen

So haben Brandenburgs Gemeinden gewählt

Rot-Rot ohne Mehrheit – und nun?

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke muss sich neue Partner suchen. Die Koalition von SPD und Linke hat keine Mehrheit mehr. Rechnerisch möglich ist eine Koalition aus SPD, CDU und Grünen, eine aus SPD, CDU und Freien Wählern oder aber eine aus SPD, Linken und Grünen. Weitere interessante Analysen unseres Kollegen Fabian Löhe: Die Frauen wählten 29 Prozent die SPD, aber auch 19 Prozent machten ihr Kreuz bei der AfD. Nur vier Prozent wählten die FDP. Bei den Männern stimmten mit 30 Prozent deutlich mehr für die AfD. Bei der Altersverteilung auffällig: Die Grünen fanden vor allem unter den jungen Wählerinnen und Wählern viel Zustimmung, bei der SPD waren es die älteren, bei der AfD die Menschen im Alter zwischen 30 und 60.

Tagesspiegel | Fabian Löhe

Neue Hochrechnung in der ARD

Hier sind die neuen Zahlen von Infratest Dimap aus der ARD:

Brandenburg:

SPD 26,1 Prozent

CDU 15,7 Prozent

Linke 10,7 Prozent

AfD 23,7 Prozent

Grüne 10,6 Prozent

FDP 4,4 Prozent

BVB/FW 5,0 Prozent

Sachsen:

CDU 32,5 Prozent

Linke 10,1 Prozent

SPD 7,8 Prozent

AfD 27,8 Prozent

Grüne 8,4 Prozent

FDP 4,6 Prozent

FW 3,3 Prozent

Brandenburgs Ministerpräsident bedankt sich für „sehr, sehr gutes Ergebnis“

Der Brandenburger Ministerpräsident und SPD-Landeschef Dietmar Woidke bedankte sich am Abend bei seinen Unterstützern dafür, „dass wir es geschafft haben, wiederum zu zeigen, dass es in diesem Land vor allem eine Partei gibt, der die Menschen vertrauen, und das ist nach wie vor die Brandenburger SPD. Das ist das Signal des heutigen Abends“, erklärte Woidke. „Ich bin froh, dass wir ein sehr, sehr gutes Ergebnis haben.“

Nach einer aktuellen Hochrechnung kann die SPD mit 26,5 Prozent der Stimmen hoffen (Infratest dimap 19.15 Uhr).

Bei der vorangegangenen Landtagswahl 2015 lag die SPD bei 31,9 Prozent der Stimmen.

„Was mir Sorgen bereitet, ist das Ergebnis der AfD“, erklärte Woidke. „Und das heißt doch, wie stehen weiter in diesem Land vor grpßen Herausforderungen. Auf die Menschen zugehen, mit den Menschen dieses Land voranbringen – das ist mein Ziel auch für die kommenden Jahre.“

So hört es sich an, wenn Politikern Steine vom Herzen fallen: Michael Kretschmer @MPKretschmer wird mit der CDU stärkste Kraft in #Sachsen, Dietmar #Woidke mit der SPD in #Brandenburg. https://t.co/mRz1aPyOu4

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ZDF heute on Twitter (@zdfheute)
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In Thüringen sind unsere Voraussetzungen ungleich besser. Wir haben einen erfolgreichen Ministerpräsidenten und haben auf ihn auch unseren Wahlkampf zugeschnitten. Der Wahlkampf dort läuft schon jetzt besser, als er es in Brandenburg war. Wir werden in Thüringen hart kämpfen und stehen dort auch schon jetzt in den Umfragen besser da.

Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender der Linken

„Das
ist ganz sicher kein schöner Abend für uns. Wir haben in Brandenburg und
Sachsen deutlich verloren. Wir sind hinter den Umfrageergebnissen geblieben. Das
hat sicher damit zu tun, dass es zum Schluss eine Polarisierung gab und viele
Leute nicht wollten, dass die AfD stärkste Partei wird. Dem sind wir zum
Opfer gefallen. Das wird aber als Erklärung trotzdem nicht ausreichen. Es darf keine
Selbstverständlichkeit sein, dass die Linke so starke Ergebnisverluste hat. Natürlich
ist für uns alle erschreckend, wie stark die Rechten geworden sind. Wir werden
dafür kämpfen, dass die Unterschiede zwischen West und Ost eingeebnet werden.“

Bernd Riexinger, Parteivorsitzender die Linke

Soziale
Gerechtigkeit ist das entscheidende Moment, das für den Osten wichtig ist. Der
Osten benötigt keine Neonazi-Freunde in HDJ-Lagern, die dort aus
Westdeutschland auftauchen, sondern die brauchen soziale Gerechtigkeit. Mehr
Tarifbindung, bessere Löhne, und eine Investitionsoffensive. Das werden wir
auch weiterverfolgen, wenn die Wahlergebnisse wie heute schlecht sind. Aber das
ist ein langer Kampf.

Jörg Schindler, Bundesgeschäftsführer die Linke

Blick nach Sachsen: Zahlen und Tendenzen

Beim Wahlverhalten von Männern und Frauen gibt es in Sachsen deutliche Unterschiede. Während bei den Frauen auch die CDU mit 37 Prozent der Stimmen stärkste Partei geworden wäre, hätte bei den Männern die AfD mit zwei Prozentpunkten Vorsprung gewonnen.

Tagesspiegel | Fabian Löhe

Michael Müller nennt Rot-Rot-Grün „schwierig“

Mit Blick auf eine mögliche rot-rot-grüne Regierungskoalition in Brandenburg – wie Müller sie in der Hauptstadt führt – sagte er:

Es ist schwer. Auch in Berlin ist es viel Arbeit und schwierig, die drei Partner zusammenzuhalten.

Michael Müller, Berlins Regierender Bürgermeister, SPD

Weitere Reaktionen aus Berlin und warum das Brandenburger Ergebnis so wichtig für die Hauptstadt ist, hat unsere Kollegin Ronja Ringelstein aus unserem Landespolitik-Büro zusammengefasst

Das politische Berlin schaut genau auf die Wahlergebnisse in Brandenburg. Die SPD hat dort nach ersten Hochrechnungen mit 26,5 Prozent besser abgeschnitten als erwartet, die Grünen sind mit 10,2 Prozent schwächer als erwartet. „Es ist ein Arbeitssieg“, sagte Michael Müller in der rbb-Abendschau. „Es ist ein klarer Regierungsauftrag an Dietmar Woidke.“

Tagesspiegel | Ronja Ringelstein

Jetzt bei Facebook live: die Wahlanalyse aus dem Newsroom

Christian Tretbar und Anna Sauerbrey aus der Tagesspiegel-Chefredaktion analysieren die Ergebnisse und Entwicklungen des Wahlabends. Diskutieren Sie jetzt bei Facebook mit!

Die
Linke ist zum Glück eine gesamtdeutsche Partei geworden. Natürlich ist es
trotzdem unser Ehrgeiz, im Osten nicht bei etwa 10 Prozent
zu liegen, wie es jetzt der Fall ist. Wir werden deshalb besonders für
Thüringen kämpfen.

Bernd Riexinger, Parteivorsitzender der Linken.

(Mitarbeit: Frank Jansen, Matthias Meisner, Maria Fiedler, Claudia von Salzen, Cordula Eubel, Selina Bettendorf, Paul Starzmann, Christoph M. Kluge)