Gesundheitsminister Spahn kritisiert Senat

Der Charité-Virologe Christian Drosten ist der gefragteste Experte für das Coronavirus in Deutschland. Jetzt spricht er eine deutliche Warnung aus. Alle Anstrengungen müssten den besonders gefährdeten Menschen gelten – und das seien vor allem die Senioren, denen das selbst oft kaum bewusst sei. Würden für diese Bevölkerungsgruppe keine Vorkehrungen getroffen, könnte eine Sterberate bei den Erkrankten im Alter von über 80 Jahren von bis zu 25 Prozent drohen. Drosten spricht sich auch für die Absage von Fußballspielen und Schützenfesten aus (mehr im Newsblog unten).

Die Fallzahlen zum Coronavirus in Berlin steigen täglich. Die Gesundheitsverwaltung berichtet mittlerweile von 58 Infizierten. Von diesen Fällen lassen sich 17 auf einen Besuch im Club „Trompete“ in Tiergarten zurückführen, darunter sind auch zwei infizierte Polizisten. Insgesamt hängen 26 der 58 Coronavirus-Fälle mit zwei Clubs zusammen. Am Dienstag wurde der Fall einer Kreuzberger Lehrerin bekannt, die sich infiziert hat. Deshalb müssen vier Schulklassen und einige Lehrkräfte nun in Quarantäne.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus in Berlin erfahren Sie in diesem Newsblog.

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Das ist die Lage am Mittwochmorgen

In Berlin werden die Auswirkungen des Coronavirus immer spürbar. Nach aktuellen Angaben sind nun 58 Menschen in der Stadt infiziert, hunderte stehen vorsichtshalber unter häuslicher Quarantäne. Drei Schulen und mehrere Kitas sind vorübergehend geschlossen worden. Am Dienstagabend gab Kultursenator Klaus Lederer (Linke) bekannt, dass ab heute alle staatlichen Theater, Opern- und Konzerthäuser bis zum Ende der Osterferien am 19. April geschlossen bleiben. Eine Entscheidung, Großveranstaltungen mit über 1000 Teilnehmern pauschal abzusagen, wie es unter anderem Bayern, Thüringen oder Bremen bereits beschlossen haben, gibt es vom Berliner Senat aber noch nicht. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) verschob die Entscheidung und will eine bundesweit einheitliche Regelung finden. Virologen, wie Christian Drosten, dringen dagegen auf eine Absage aller Großveranstaltungen, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Drosten warnte davor, Senioren zu schützen, sonst könnten bis zu 25 Prozent der Erkrankten dieser Altersgruppe sterben.

Söder kritisiert Senat

Im Kampf gegen das Coronavirus hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ein einheitliches Handeln aller Bundesländer verlangt – und scharfe Kritik am Land Berlin geübt. Vor der Ministerpräsidentenkonferenz an diesem Donnerstag in Berlin mahnte Söder, der derzeit den Vorsitz der Runde hat, nötig sei ein einheitliches Krisenmanagement in ganz Deutschland, das in allen Bundesländern einheitlich angewandt werden müsse. „Sonst entsteht Verunsicherung in der Bevölkerung“, sagte Söder der Deutschen Presse-Agentur in München. Er kritisierte: „Solche Fälle wie in Berlin, wo Fußballspiele mit Zuschauern im Alleingang zugelassen werden sollen, schwächen die Gesundheitsvorsorge in Deutschland.“

Spahn kritisiert Senat

Gesundheitsminister Jens Spahn hat Kritik am Krisenmanagement des Berliner Senat geübt. „Ich habe diese Entscheidung mit Verwunderung aufgenommen“, sagte er in einem Interview mit dem Inforadio zu der Ankündigung, das Bundesligaspiel zwischen dem FC Union Berlin und Bayern München am Samstag stattfinden zu lassen. Andere Bundesländer hätten entschiedener gehandelt und Großveranstaltungen bereits verboten.

Virologe Christian Drosten unterstützt Begrenzung von Veranstaltungen auf 1000 Teilnehmer

Der Virologe Christian Drosten der Berliner Charité begrüßte am Abend die Entscheidung von Kultursenator Lederer, landeseigene Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern abzusagen. Mit der „vorbildlichen“ und „klar ausgerichteten Entscheidung“ unterstütze man höhere Altersgruppen, die von dem Virus besonders gefährdet seien.

Das ist eine vorbildliche und klar ausgerichtete Entscheidung. Denn hiermit schützt man gezielt höhere Altersgruppen, die von #COVID19 gefährdet sind. https://t.co/O4xpUpZRSY

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Christian Drosten on Twitter (@c_drosten)
https://twitter.com/c_drosten/status/1237428166043500549

In der Hauptstadt kommt das kulturelle Leben weitgehend zum Erliegen

Welche Bühnen von der am Dienstag beschlossenen Maximalgröße von 1000 Besuchern für landeseigene Veranstaltungen betroffen sind und was die Absagen für die Häuser bedeuten, lesen Sie in unserem Übersichtsartikel.

Tagesspiegel | Rüdiger Schaper

Absagen kosten Berliner Bühnen 15 Millionen Euro im Monat

Die von Kultursenator Lederer angeordnete Maximalgröße von 1000 Teilnehmern bei landeseigenen Veranstaltungen trifft die Berliner Bühnen hart: Die Absagen sollen sie 15 Millionen Euro im Monat kosten, erklärte Lederer am Abend via Twitter.

Leider nicht. Es kostet die Berliner Bühnen 15 Millionen im Monat. Und ich rede hier nicht über all die prekären Künstler*innen, die solche Einbußen nicht ausgleichen können. Über die Frage, ob schwarze Nullen hier haltbar sind, wird zu sprechen sein. #CoronaVirusDE #berlin https://t.co/obfBYg91l4

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Klaus Lederer on Twitter (@klauslederer)
https://twitter.com/klauslederer/status/1237474551036026880

Man werde jetzt über Alternativen zum regulären Kulturangebot nachdenken, wie etwa Streaming oder Kleinkunst.

Wir werden jetzt drüber nachdenken mit unseren großartigen Kultureinrichtungen, wie wir aus der #CoronaVirusDE-Krise eine Chance machen. Dazu werden wir uns treffen und reden. Kultur für alle. Auch ohne große Säle. Streaming? Kleine Kunst? Ich glaube, wir werden dazu Ideen haben.

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Klaus Lederer on Twitter (@klauslederer)
https://twitter.com/klauslederer/status/1237479656837824513

Grundschule am Wannsee bis Freitag geschlossen

Die Conrad-Grundschule am Wannsee bleibt bis Ende der Woche geschlossen. Wie die Schule am Abend in einer Mail an die Eltern mitteilte, habe man die Maßnahme „zur Abklärung notwendiger Maßnahmen“ auf Veranlassung des Gesundheitsamts ergriffen. Weitere Informationen zum Hintergrund der Schließung sind noch nicht bekannt.

BKA-Beamter aus Berlin infiziert

Bei einem in Berlin stationierten BKA-Beamten ist das Coronavirus festgestellt worden. Das Terrorismusmusabwehrzentrum sagt deshalb einige Sitzungen ab.

Tagesspiegel | Alexander Fröhlich

Isoliert in Neustadt/Dosse

Was passiert mit einer Stadt, in der Dreiviertel der Einwohner nicht mehr das Haus verlassen dürfen? Unsere Autorin berichtet aus Neustadt/Dosse

Mitarbeiter an Vivantes-Klinikum Neukölln unter Infektionsverdacht – Notaufnahme weiter geöffnet

Das Vivantes-Klinikums in Neukölln wird aufgrund eines Corona-Falls derzeit nicht von den Rettungswägen angefahren. Die Rettungsstelle sei aber nach wie vor geöffnet, bestätigte eine Sprecherin des Klinikums am Abend. In einer auf Facebook verbreiteten Falschmeldung hieß es zuvor, die Notaufnahme sei komplett geschlossen.

Weil ein Patient in der Rettungsstelle am Tag zuvor positiv auf das Coronavirus getestet worden war, wurden drei Mitarbeiter, die Kontakt mit der Person hatten, außer Dienst gestellt. Die Rettungsstelle sei deshalb an ihre Kapazitätsgrenze gekommen, zwischen 15 und 23 Uhr könnten keine zusätzliche Notpatienten aufgenommen werden, erklärte die Sprecherin. Die Spätschicht sei aber wieder ausreichend besetzt.

Also, wenn Schritt für Schritt die Bundesländer Großveranstaltungen untersagen, dann sollte #Berlin jetzt keine Sonderrolle spielen. Auch radikale Schritte können für eine kurze und angemessene Zeit tatsächlich Helfen. Meine Meinung hierzu. @spdfraktionbln @BZ_NachtFloh @rbb24

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Tom Schreiber on Twitter (@tomschreibermda)
https://twitter.com/TomSchreiberMdA/status/1237382986690998273

Lehrerin von Kreuzberger Schule infiziert – vier Klassen in Quarantäne

Wegen einer mit dem Coronavirus infizierten Lehrerin sind Schülerinnen und Schüler von vier Klassen einer Kreuzberger Schule sowie einige Lehrkräfte für eine Woche in häusliche Isolation geschickt worden. Das geht aus einem Schreiben der Schulleitung hervor, das Eltern am Dienstag erhalten haben. Demnach hatte sich die Lehrerin der Nürtingen-Grundschule am Mariannenplatz am vergangenen Dienstag, 3. März, krank gemeldet. Einen Tag zuvor befand sie sich noch im Dienst. Die Kinder und Mitarbeiter, die an jenem Montag zu der Frau Kontakt hatten, sollen nun auf Anweisung des bezirklichen Gesundheitsamtes bis zum 16. März zu Hause bleiben. Sollten sie Symptome entwickeln, müssten sie sich einem Virustest unterziehen.

20 Prozent weniger Besucher in Berliner Club „Schwuz“

Im größten queeren Club der Stadt sind die Auswirkungen des Coronavirus schon deutlich zu spüren. Der Betreiber fordert staatliche Hilfen.

Tagesspiegel | Tilmann Warnecke

Die Bekämpfung des Virus vor Ort: Mehr in unseren Newslettern

In Berlin sind zuerst die Gesundheitsämter für die Bekämpfung des Coronavirus zuständig. Sie gehören zu den Bezirksämtern. Was in den zwölf Bezirken geschieht, berichten wir in unseren zwölf Leute-Newslettern. Jeden Tag sind darin auch Informationen zum Coronavirus enthalten.
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Zwei weitere Berliner Schulen nach Coronavirus-Infektion geschlossen

In Berlin sind zwei weitere Schulen direkt vom Coronavirus betroffen: Die Neuköllner Zuckmayer-Sekundarschule ist am Mittwoch geschlossen, um einen Verdachtsfall abzuklären. Die „SchuleEins“ in Pankow bleibt sogar bis 20. März zu.

Tagesspiegel | Susanne Vieth-Entus

Berlin schließt die großen Säle seiner Bühnen

In sämtlichen staatlichen Theatern, Opern- und Konzerthäusern des Landes Berlins fallen Veranstaltungen auf den großen Bühnen von diesem Mittwoch bis zum Ende der Osterferien am 19. April aus. Das teilte Kultursenator Klaus Lederer am späten Dienstagnachmittag mit. In kleineren Häusern und in den kleineren Sälen der großen Einrichtungen können Veranstaltungen weiterhin stattfinden. Lederer forderte finanzielle Unterstützung des Bundes für die Kultur wegen der Belastungen durch die Epidemie.

Tagesspiegel | Felix Hackenbruch

Unser Heimspiel gegen @HerthaBSC am Samstag (15.30 Uhr) wird wegen der Ansteckungsgefahr mit dem #CoronaVirus ohne Zuschauer in der PreZero Arena stattfinden. Die Entscheidung fiel nach intensivem Austausch mit den zuständigen Bundes-, Landes- und Regional-Behörden. #TSGBSC #TSG

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TSG Hoffenheim on Twitter (@tsghoffenheim)
https://twitter.com/tsghoffenheim/status/1237408533525811201

Mit dem Ziel, die dynamische Verbreitung des #Coronavirus zu hemmen, habe ich entschieden, dass in d. staatl. Theatern, Opern + Konzerthäusern die geplanten Veranstaltungen in den Großen Sälen ab 11.3. vorerst bis 19.4., nicht mehr stattfinden. #COVID2019 #CoronaVirusUpdate

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Klaus Lederer on Twitter (@klauslederer)
https://twitter.com/klauslederer/status/1237414282473754624

Zuckmayer-Schule in Neukölln bis Mittwoch geschlossen

Auch die öffentliche Neuköllner Zuckmayer-Schule ist vom Coronavirus betroffen. Sie bleibt aber erstmal nur am Mittwoch geschlossen, um einen Verdachtsfall abzuklären, berichtete die Senatsverwaltung für Bildung am Dienstag.