Deutschland und Berlin weiten den Kampf gegen das Coronavirus immer stärker aus, doch die Zahl der Infizierten steigt täglich deutlich an. Die Gesundheitsverwaltung meldete zuletzt 332 bestätigte Infizierte in der Stadt (Stand: Montag, 16.30 Uhr). Am Nachmittag des Vortags lag die Zahl bei 283 Fällen.
Am Montag haben sich die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder auf drastische Maßnahmen verständigt. Unter anderem soll ein Großteil der Geschäfte geschlossen werden, wobei auch eine ganze Reihe davon ausgenommen sind für die sogar unter Auflagen das Sonntagsverkaufsverbot aufgehoben werden soll. Zu den weiteren Maßnahmen zählen die Schließung von Spielplätzen, ein Verbot von Gottesdiensten in Kirchen, Synagogen und Moscheen, ein Verbot von Hotelübernachtungen zu touristischen Zwecken sowie eine Einschränkung der Öffnungszeiten von Restaurants auf 6 bis 18 Uhr (mehr dazu hier). Der Senat muss am Dienstag über die Umsetzung beraten.
Die Einschränkungen bei der BVG fallen dem Vernehmen nach moderat aus. Ab Mittwoch werden Metrobusse und Metrotrams alle zehn Minuten fahren, andere Busse und Straßenbahnen alle 20 Minuten. Für viele Linien ändert sich also nichts.
Ab Montag wird auch die U-Bahn nur alle zehn Minuten fahren, die U55-Stummellinie zwischen Hauptbahnhof und Brandenburger Tor wird vermutlich ganz eingestellt.
Wegen des Coronavirus wird auch der Justizvollzug in Berlin deutlich eingeschränkt. Verurteilte müssen ihre Haftstrafen erst später antreten, wenn sie sich nicht ohnehin schon in Untersuchungshaft befinden. Die Maßnahme dient dazu, genug Personal als Reserve zu haben, falls Mitarbeiter in den Gefängnissen ausfallen – zum Beispiel wegen Krankheit oder Quarantäne. Die Vollstreckung sämtlicher Ersatzfreiheitsstrafen wird bis zum 15. Juli 2020 unterbrochen, d.h. alle inhaftierten Personen, die sich ausschließlich zu diesem Zweck in einer Haftanstalt befinden, werden vorübergehend entlassen.
Schon in den vergangenen Tagen hatte der Berliner Senat einige rigide Regelungen beschlossen, die das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen bringen sollten. Ab Dienstag sind alle Kita und Schulen in Berlin geschlossen. Notbetreuungen soll es nur für Kinder aus Kita und Grundschulbereich geben, von denen beide Eltern in systemrelevanten Berufen tätig sind – die vollständige Liste der Berufsgruppen gibt es hier.
Am Samstag wurden bereits alle Clubs und Kneipen geschlossen. Verboten sind jetzt alle öffentliche und privaten Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen. Der gesamte Sport kommt zum Erliegen: Alle öffentlichen und privaten Sportanlagen sind geschlossen, auch Schwimmbäder und Fitnessstudios, ferner haben Theater, Opern- und Konzerthäuser sowie Museen und Bibliotheken ihren Betrieb eingestellt. Für Krankenhäuser gilt ein Besuchsverbot mit wenigen Ausnahmen, bei Heimen gibt es starke Einschränkungen..
Alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Situation in Berlin erfahren Sie in diesem Newsblog.
Mehr Hintergrund-Informationen zum Coronavirus:
[Behalten Sie den Überblick: Corona in Ihrem Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihren Bezirk. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de]