Die Zahl der Coronavirus-Infizierten hat sich erneut erhöht. Derzeit gibt es in Berlin 4.553 bestätigte Fälle (Stand: Sonnabend, 11. April, 20 Uhr), das sind 107 mehr als am Vortag. Am Freitag wurden noch 89 neue Fälle registriert, was etwa 20 Prozent weniger im Vergleich zu heute waren. Allerdings zeigte sich in der Vergangenheit, dass es an Wochenenden immer wieder zu Verzögerungen bei der Meldung durch die Gesundheitsämter kam. Die meisten Fälle je 100.000 Einwohner hat Mitte zu verzeichnen: 179,9, gefolgt von Charlottenburg-Wilmersdorf (163,5) und Neukölln (143,3). Der Berliner Durchschnitt liegt bei 121,5 Fällen je 100.000 Einwohner. Die wenigsten gibt es in Lichtenberg mit 60,9 je 100.000 Menschen.
2277 Betroffene sind männlich, 2268 weiblich. Bei acht Menschen wurde das Geschlecht nicht übermittelt. 2635 der Infizierten gelten inzwischen als genesen, was 58,9 Prozent entspricht. Den Großteil machen häuslich isolierte Patienten aus, die 14 Tage nach Erkrankungsbeginn nicht weiter behandelt werden mussten. 50 Berliner sind bislang am Coronavirus verstorben. Der erste Tote wurde am Freitag, 20. März, vermeldet, seitdem gab es beinahe täglich neue Opfer zu beklagen.
Derzeit liegen 601 Covid-19-Patienten im Krankenhaus. Davon werden 139 Menschen intensivmedizinisch betreut.
Anfang des Jahres gab es in Berlin 1045 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit, von denen aber nur rund 200 kurzfristig verfügbar waren. Inzwischen sind mehrere hundert Beatmungsplätze hinzugekommen, mittelfristig soll die Gesamtzahl auf 2000 steigen. Spätestens Anfang Mai soll in einer Messehalle eine eigene Covid-19-Klinik für leichtere Fälle eröffnen, seit dem 1. April wird sie eingerichtet. Weitere solcher Behandlungszentren sind geplant.
Der erste Berliner Coronavirus-Fall hatte sich am 1. März bestätigt. Seit Mitte des Monats März steigen die Infizierten-Zahlen stark an. Allerdings hat das Robert-Koch-Institut (RKI) seit Dienstag, 24. März, seine Definition erweitert: Als Covid-19-Fall gilt jetzt auch, wer Kontaktperson eines bestätigten Falls ist und Symptome zeigt.
Grafiken zeigen, was beim Gang durch die Straßen verborgen bleibt
Auch wenn es sich zügig in Berlin ausbreitet, bleibt das Coronavirus eine unsichtbare Gefahr. Während der Frühling von der Stadt Besitz ergreift, sind lediglich die äußeren Folgen der Bekämpfung zu beobachten: Geschäfte und Kneipen bleiben geschlossen, der Verkehr hat abgenommen (das Tagesspiegel Innovation Lab hat das hier anschaulich dargestellt), es sind weniger Fußgänger unterwegs. Viele Menschen bleiben zu Hause.
Wie stark sich das Virus schon jetzt messbar in allen zwölf Bezirken ausgebreitet hat und wie Berlin im Vergleich zum Rest des Landes dasteht, zeigen die folgenden Grafiken aus dem Tagesspiegel Innovation Lab. Sie basieren überwiegend auf Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung und teilweise des RKI; geringe Abweichungen bei den Zahlen sind wegen Zeitversatzes möglich.
So breitet sich das Virus in Berlins Bezirken aus
Die Berlin-Karte zeigt, dass sich ein Großteil der Fälle in den Innenstadtbezirken ballt: innerhalb des S-Bahn-Rings. Hier leben die Menschen enger zusammen als am Stadtrand, gibt es tagsüber und nachts viel Austausch in Cafés und Clubs. Auch wenn diese inzwischen geschlossen sind, haben sie zuvor eine starke Ausbreitung des Virus begünstigt. Der Bezirk Pankow ist ein Zwitter: mit seinen nördlichen Ortsteilen Stadtrand, mit Prenzlauer Berg innerhalb des Rings zugleich szenig.
Berlins Bezirke sind in ihrer Größe durchaus vergleichbar. Die Einwohnerzahl bewegt sich zwischen knapp 250.000 (Spandau) und gut 400.000 (Pankow). Die Spreizung bei den Coronavirus-Fallzahlen fällt weit größer aus.
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Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte sind am engsten besiedelt, sie liegen auch bei den Infizierten an der Spitze. Allerdings ist die Bevölkerungsdichte allein kein Kriterium: Charlottenburg-Wilmersdorf und Marzahn-Hellersdorf sind hier vergleichbar, liegen aber bei den Coronavirus-Fällen weit auseinander.
Im Zeitverlauf zeigt sich, dass die noch am ehesten östlich geprägten Bezirke Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick sowie das immer schon ganz eigene Spandau tief im Westen anfangs kaum vom Coronavirus betroffen waren. Inzwischen gibt es jedoch flächendeckend höhere Fallzahlen. Treptow-Köpenick hat sogar zu anderen Bezirken aufgeschlossen. Durch Klicken können Sie sich in der Tabelle die einzelnen Werte jedes Bezirks Tag für Tag anzeigen lassen.
Berlin im Vergleich zu anderen Bundesländern
Im Vergleich mit den anderen Bundesländern bewegt sich Berlin sowohl hinsichtlich der absoluten Zahlen, als auch im Verhältnis zur Größe im Mittelfeld. Hamburg sticht mit einer ungewöhnlich hohen Fallzahl pro 100.000 Einwohner heraus.
Die Verdopplungsrate gilt in einer Pandemie als wichtiger Maßstab für die Ausbreitung eines Erregers. Sie gibt an, wie viele Tage es dauert, bis sich die Zahl der Infizierten verdoppelt hat. Binnen anderthalb Wochen ist die Verdopplungsrate von sechs über acht auf zehn und nun 13 Tage angestiegen. Allerdings sind die Fallzahlen inzwischen so hoch, dass auch bei einer Bremsung des Wachstums immer noch eine gehörige Belastung für das Gesundheitssystem damit einhergeht.
Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) gab im Interview mit dem Tagesspiegel als Ziel aus, die Infektionsgeschwindigkeit in Deutschland so zu verlangsamen, dass es mindestens zehn bis zwölf Tage bis zu einer Verdopplung dauert. Mit den aktuellen Einschränkungen des öffentlichen Lebens scheinen Berlin und die übrigen Länder also auf einem guten Weg zu sein.
Wer sich für die Zahlen im Detail interessiert, sollte sich unser Interaktiv-Angebot mit allen Daten aus den Städten und Landkreisen in einer übersichtlichen Karte und in Tabellen ansehen. Darin enthalten ist auch eine separate Berlin-Karte, der einzelne Werte und Verläufe für jeden Bezirk zu entnehmen sind.
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