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Was machen wir heute? Streaming-Vorschläge für den Mittwoch

Streaming-Tipps für Mittwoch, 29. April

Varieté-Tipp

Die Situation für die Bühnenkünste, die sich nun mal über das Gemeinschaftserlebnis definieren, ist wirklich dramatisch. Alle hoffen auf den Spielzeitbeginn im September, aber was ist, wenn das nur eine Luftblase ist, wenn die Infektionszahlen zeigen sollten, dass jeder Theaterabend ein neues Ischgl wird und und selbst 2021 die Häuser noch geschlossen sind? Was wird bis dahin noch übrig von Deutschlands einzigartiger Kulturszene? Auch der Friedrichstadt-Palast ist betroffen, er plakatiert schon seit Wochen besonders lautstark überall in der Stadt: „Berlin, wir vermissen Dich“. Jetzt gibt es auch ein frisch produziertes 90-sekündiges Mutmachervideo dazu, es heißt.“Wir stehen zusammen“ Solistin Jaqueline Bergrós Reinhold aus dem Ensemble wird begleitet vom Showband-Gitarristen Rudolf Opitz und der Showband des Palastes, dazu flimmern knallig bunte Bilder aus bisherigen Produktionen über den Monitor, die Hoffnung machen: „Wir haben so vieles schon gemeinsam geschafft. In Liebe: Euer Palast.“

Theater-Tipp

„König Ottokars Glück und Ende“ von Franz Grillparzer ist in Österreich Schullektüre, Nationalepos und vielleicht das meistegspielte Stück am Burgtheater. Handelt es doch vom unglücklicken Böhmenkönig Ottokar und dem Beginn der Habsburger-Monarchie in Gestalt Rudolf I. Von der k.u.k.-Zensur wurde das Werk anfänglich wegen „Böhmenfeindlichkeit“ zurückgehalten, bis heute ist es nicht ins Tschechische übersetzt worden. Umso pikanter, dass sich 2019 am Wiener Volkstheater mit Dušan David Pařízek ein tschechischer Regisseur der Sache angenommen hat. „So trocken wie Pařízek und sein Ensemble muss man dieses Stück erst einmal über die Bühne bringen“, schrieb Wolfgang Kralicek damals in der Süddeutschen Zeitung. An diesem Mittwoch ist die Inszenierung ab 18 Uhr für 24 Stunden im Nachtkritik-Stream zu sehen.

Interaktive Karte

Performance-Tipp

Fühlen Sie sich im Lockdown eingeschlossen? Eine Gruppe um den Dokumentarfilmer Lukas Augustin greift dieses Gefühl jetzt auf und macht die Performance #JailSessions daraus. Ein früheres Gefängnis in Ost-Berlin wird umfunktionier, je zwei Künstlerinnen oder Künstler kommen jeden Mittwoch und Donnerstag nacheinander zwischen 17 und 19 Uhr in eine Zelle – und können im Live-Stream beim Kreationsprozess beobachtet werden. Die Sessions werden mit mehreren Kameras gefilmt, allerdings immer nur durch eine Perspektive live übertragen. Während einerseits etwas Visuelles geschaffen wird, entsteht parallel dazu der akustische Soundtrack. Die nächste Livesession ist an diesem Mittwoch um 17 Uhr. Mit der Aktion sollen Spenden für einen Workshop in einem Flüchtlingscamp gesammelt werden. Für Menschen, die wirklich eingesperrt sind.

Klassik-Tipp

Um aus New York, dem Epizentrum der Pandemie in den USA, wenigstens ein paar Signale der Hoffnung zu senden, stellt die Metropolitan Opera täglich eine andere Aufzeichnung für einen Tag kostenfrei im Netz zur Verfügung. An diesem Mittwoch ist das ab 19.30 Uhr New Yorker Zeit Donizettis „Roberto Devereux„, urafgeführt 1837. Die Oper basiert auf einer Adelsrevolution in England und gilt neben „Anna Bolena“ und „Maria Stuarda“ – die in den Tagen zuvor gestreamt wurden – als dritte von Donizettis sogenannten „Tudor-Opern“. Diese Aufzeichnung stammt von 2016, Gaststar war Elīna Garanča.

(Zusammenstellung: uba)