2.547.052 – mindestens so viele Tests auf Covid-19 gab es in Deutschland bis zum vergangenen Sonntag, den 26. April. Das Robert Koch-Institut hat diese Zahlen bei den Laboren abgefragt und am 29. April veröffentlicht. Mit diesen verlässlichen Daten zur Gesamtzahl der Tests können bessere Aussagen über die Ausbreitung des Virus getroffen werden. So sinkt etwa seit Wochen der Anteil positiver Tests an allen Proben.
Kapazitäten für weit mehr Tests sind theoretisch vorhanden: 890.494 pro Woche könnten die Labore durchführen, hat das RKI berechnet. Das ist fast das Doppelte der zuletzt tatsächlich ausgewerteten Tests. Einen Grund, die Testbedingungen zu lockern, sieht RKI-Präsident Lothar Wieler darin nicht. Wie viel getestet wird, hänge von zwei Faktoren ab – zum einen von den Kapazitäten, zum anderen auch von der epidemiologischen Situation.
Man habe gehört, dass Menschen nicht getestet worden seien, weil die Symptome nicht stark genug ausgeprägt waren. Wenn man aber an Lockerungen denke, ergäbe es Sinn, früher zu testen, auch bei leichten Symptomen. Nur so könne man Ausbrüche früh erkennen und Infizierte in Isolation bringen.
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Eins wird bis heute oft missverstanden: Die Zahlen, die von den Ämtern und Medien in Deutschland gemeldet werden, sagen aus, wie oft die Tests auf Covid-19 positiv ausgefallen sind. Sie können nicht aussagen, wie viele Infizierte es gibt. Dafür müssten alle Menschen getestet werden.
Um die Zahl der gemeldeten Fälle einzuordnen, ist es also wichtig zu wissen, wie viel Deutschland in bestimmten Zeiträumen testet So können wir ausrechnen, wie viel Prozent aller Tests positiv ausfallen. Wenn sich das Virus schnell verbreitet, wäre ein steigender Prozentsatz plausibel. Tatsächlich stieg der prozentuale Anteil positiver Ergebnisse erst schneller, dann nur noch langsam. Zuletzt fiel er sogar von 9 über 6,7 auf zuletzt 5,4 Prozent.
Wie die Grafik mit den Zahlen des RKI außerdem zeigt, hat Deutschland in der 17. Kalenderwoche die meisten Abstriche auf Viren untersucht. In den vorigen Wochen sank die gemeldete Anzahl etwas. Zu beachten ist: Durch verspätete Meldungen kann sich der Wert noch erhöhen.
Dass die Positiv-Rate der Tests so niedrig ist wie noch nie, bewertet der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, als positive Entwicklung. „Wenn wir immer mehr testen und trotzdem weniger Zahlen haben, sind immer weniger Menschen infiziert“, sagte er am Donnerstag in der Pressekonferenz des RKI. In anderen Ländern gäbe es hingegen häufig höhere Raten, weil nur die schweren Fälle getestet würden.
Dass die Raten hier nach unten gehen, heißt für Wieler auch, dass früh genug getestet wird und sich so auch früher infizierte Personen finden lassen.
Was bedeutet die Quote?
Für Markus Scholz, Professor für Epidemiologie an der Uni Leipzig, erklären sich diese Zahlen (Stand 12. April) dadurch, dass die Epidemie in Deutschland stagniert. Weil noch immer nach den gleichen Kriterien entschieden werde, wer getestet wird, zeigt sich ein relativ stabiler Anteil der positiven Ergebnisse. Dazu trage auch bei, dass es genug Testkapazitäten gebe – anders als zeitweise in Italien.
Ändert sich, wer überhaupt getestet wird, beeinflusst das schnell den Positivenanteil. Scholz erwartet einen noch niedrigeren Anteil der positiven Ergebnisse, „wenn zum Beispiel im Zuge der Lockerungen mehr getestet wird, um zum Beispiel Personen mit vielen Kontakten regelmäßig zu überprüfen.“
Was ist jetzt zu tun?
Der Mediziner empfiehlt genau das als Teststrategie für die kommende Zeit: „Personen mit nicht zu vermeidenden vielen Kontakten regelmäßig zu testen, da vor allem solche Personen zum einen bezüglich Ansteckung deutlich gefährdeter sind, zum anderen dann auch schnell viele weitere anstecken können (Stichwort Super-Spreader).”
Andere Expert*innen verweisen darauf, dass es bessere Stichproben brauche. Die Frankfurter Biostatistik-Professorin Eva Herrmann schrieb dem Tagesspiegel, ein Rückschluss auf die Gesamtbevölkerung lasse sich anhand dieser Zahlen nicht ziehen. „Dazu bräuchte es repräsentative Stichproben für Deutschland oder ein selektiertes Teilgebiet.“
Deutlich höhere Testzahlen würden es auch ermöglichen, die Dunkelziffer der Infizierten abzuschätzen, wie der Immunologe Michael Meyer-Hermann dem Tagesspiegel schrieb.
Die Positivenquote in den USA ist höher
Vergleichswerte aus den Vereinigten Staaten: Der Anteil der positiven Ergebnisse war in jeder Woche zweistellig und ist deutlich höher als hierzulande. Er geht aber ebenfalls zurück.
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Dass die Werte höher sind, kann verschiedene Gründe haben. Eine denkbare Erklärung ist, dass die Zahlen in den USA anders erfasst werden. Weil die Anzahl der positiven Ergebnisse aus einer anderen Quelle stammt, ist sie im Vergleich zu Deutschland erhöht. In den Zahlen des RKI werden nur solche positiven Ergebnisse berücksichtigt, die aus der gleichen Befragung kommen wie die Gesamtzahl der Tests.
Der internationale Vergleich
Testet Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern öfter oder seltener? In absoluten Zahlen haben die USA die Bundesrepublik bereits überholt. Die Anzahl der Tests steigt in den USA besonders schnell.
Besonders für ihre weitreichenden Tests gelobt wurde Südkorea. Doch der Vergleich zeigt: Deutschland, Italien und die USA haben inzwischen alle mehr getestet als das Vorzeigeland. Und wenn man die Zahl der Tests auf die Bevölkerung hochrechnet, liegt Deutschland sogar an der Spitze.
Pro Kopf testet Deutschland oft
Diese Einordnung zeigt, dass Deutschland pro Kopf mehr testet als alle drei Vergleichsländer. Rechnerisch kommt annähernd auf jeden dreißigsten Menschen in Deutschland ein Test – tatsächlich wurden jedoch manche Menschen mehrfach getestet.
In anderen Staaten sind die Quoten noch viel höher als hierzulande. Insbesondere in Island gibt es viele Tests, über 10.000 pro 100.000 Einwohner. In dem Inselstaat leben aber auch viel weniger Menschen: 356.991.