„Der Schulweg meiner Kinder endete gestern abrupt vor diesem 7,5-Tonner“, schreibt uns Jana Schwarz aus der Grüntaler Straße in Gesundbrunnen. Komplett über dem Fußgängerüberweg parkte der Laster, eine gefährliche Situation. Sie musste mit ansehen, wie ihre eigenen und andere Schulkinder verzweifelt auf der Straße hin und her liefen, um eine Lücke zwischen den parkenden Autos zu finden.
„Die Polizei kam vorbei, aber nur Knolle statt Rolle“, schreibt Jana Schwarz weiter. Also kein Abschleppwagen.
Die richtig schlimme Überraschung kam allerdings erst am nächsten Tag. Mehr als 24 Stunden später stand das „gigantische LKW-Hindernis immer noch mitten auf dem Schulweg der Kinder“.
Und wenn man denkt, schon „alles an Dreistigkeit erlebt zu haben“, kommen Situationen wie diese: An der Windscheid- Ecke Kantstraße in Charlottenburg traf unser Leser Klaus Helbig auf diesen abgestellten Lieferwagen. Mitten auf dem Fußgängerüberweg. „Das Unrechtbewusstsein des Fahrers war ausgesprochen niedrig“.
Eine positive Erfahrung macht dagegen eine ungenannte Leserin aus Neukölln, die gemeinsam mit anderen Anwohnern jeden Falschparker anzeigt. Mit Erfolg offenbar, denn, „die Zuparker werden weniger!“
Die Rede ist von einer leicht versetzten Kreuzung, an der sich die Donaustraße mit Berthelsdorfer und Geygerstraße trifft. „Ringsum befinden sich Behindertenwerkstätten, deshalb ist es unabdinglich, dass Rollstühle und auch fast blinde Menschen gefahrfrei queren können“, so die Leserin.
Von Sperrflächenmarkierungen oder Fußgängerlogos ließen sich Falschparker nicht abhalten.
Auf ihre Initiative hin seien an einer Ecke der Kreuzung Verkehrsleitfackeln eingelassen worden, damit Schulkinder unfallfrei über die Straße kommen. „Und ja, auch die Polizei ist ein Falschparker- ausgerechnet am Tag der verstärkten Falschparkerkontrollen.“
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Pöbeleien und Drohungen am Kotti
Die Oranienstraße und das Kottbusser Tor in Kreuzberg sind wegen der vielen Zweite-Reihe-Parker als „Radfahrerhölle“ bekannt geworden. Weniger bekannt ist, dass durch das Fehlverhalten von Autofahrern auch Fußgänger in ähnlicher Weise gefährdet und behindert werden. Kontrolliert werde in diesem Bereich „so gut wie gar nicht“, berichtet Sebastian Hoffmann. „Und Falschparker persönlich darauf hinzuweisen, ist lebensgefährlich!“
Oft seien auch die vier Bushaltestellen an der Oranienstraße Ecke Adalbertstraße komplett zugeparkt. Eine gefährliche Situation entsteht, wenn Busse auf den Fußgängerüberwegen an der Kreuzung halten, weil sie sonst keinen Platz mehr finden. Fußgänger haben dann keinen Blick auf die Ampel und müssen den Bus umkurven, wo sie vom fließenden Verkehr nicht gesehen werden.
Keine Einsicht bei Falschparker
„Wütender 73-Jähriger greift Polizistin an“, meldete am 9. Februar die Berliner Polizei. Der Senior hatte offenbar nicht einsehen wollen, dass sein Auto nicht auf den Gehweg am Berliner Ostbahnhof gehört. Schließlich fuhr der renitente Rentner die Beamtin sogar noch an und verletzte sie.
Auch wenn wohl die wenigsten Gespräche mit Falschparkern derart ausarten, begegnen unsere Leserinnen und Leser – darunter viele Eltern von kleinen Kindern – häufig Unverständnis und Selbstherrlichkeit seitens der Autofahrer. Davon zeugen viele weiter unten dargestellte Begebenheiten.
Fahrschüler brauchen eine Anleitung für die Verkehrswende
Doch während bei dem eingangs erwähnten älteren Herrn die jahrzehntelange Prägung einer autogerechten und autodominanten Stadt nicht ganz folgenlos geblieben sein mag, macht eine andere Entwicklung größere Sorge: Was, wenn gerade diejenigen, die dem Nachwuchs das Autofahren beibringt, mitunter wenig auf die Regeln geben?
Ohne gute Anleitung werden Fahrschüler von heute kaum zu vorbildlichen Verkehrsteilnehmern, die das nächste halbe Jahrhundert Mobilität in der Stadt prägen werden.
Fahrrad-Aktivisten auf Twitter haben über einen längeren Zeitraum immer wieder Fahrschulwagen verschiedener Schulen in unterschiedlichen Bezirken entdeckt, die leider auch nicht weniger gefährlich abgestellt wurden als der große Rest der Falschparker. Auf dem Gehweg vor der Schule, an der Kreuzung, in zweiter Reihe auf der Fahrradstraße … hier eine kleine Auswahl.
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Viele der Aktivisten belassen es nicht bei einem verärgerten Tweet oder einer Meldung beim Ordnungsamt. Sie lassen sich nicht abwimmeln und bringen viel Zeit und Nerven auf, um schließlich unter den Hashtags #Abschleppgruppe oder #RolleStattKnolle den Erfolg zu vermelden: Ein Abschleppwagen in Aktion.
Abschleppgruppe ruft die Polizei
Die Abschleppgruppe sei mittlerweile ein unübersehbarer Haufen aus Freiwilligen, sagt Andreas Schwiede, der seit über 20 Jahren gegen Falschparker kämpft und sich in den Hierarchien und Zuständigkeiten von Ämtern bestens auskennt. Er hat eine Art Crash-Kurs für Menschen geschrieben, die aktiv gegen Falschparker vorgehen wollen. Dessen Kernpunkte: Polizei rufen und hartnäckig bleiben.
Wenn es gut läuft käme nach einer halben Stunde der Abschleppwagen, so Schwiede. Es kann in harten Fällen aber auch Stunden oder Tage dauern, bis die Verantwortlichen endlich eine Gefährdung erkennen. Wichtig ist ihm, mehr Menschen „die Scheu vor der 110“ zu nehmen. Konsequenter Einsatz lohne sich, so Schwiede. „Die Leute lernen das! In Straßen, wo regelmäßig abgeschleppt wird, wird nicht mehr falschgeparkt“.
Von Ordnungsämtern weiß Schwiede nichts Gutes zu berichten. „Die machen, was sie wollen“, meint er. Und die Polizei tut alles, um sich solche Probleme vom Halse zu halten“.
Es geht aber auch anders: Sein schönstes Erlebnis in der letzten Zeit war, so erzählt der Aktivist, was ihm ein Polizist an der Karl-Marx-Straße erzählte: „Ich gehöre auch zum Team #RolleStatt#Knolle“.
Aktuell ärgern Andreas Schwiede besonders die Probleme beim BVG-Abschleppdienst.
Vor der ersten Stunde drängen sich Elterntaxis an der Gleimstraße in Prenzlauer Berg. Bis in die zweite Reihe stehen die Autos vor dem Haupteingang der Grundschule am Falkplatz. Ein Schild „Ein- und Aussteigen frei“ befördert diese Zustände. Besonders gefährlich wird es an der Fußgängerampel, wo die Übersicht verloren geht. Wenn auch noch die Schwimmbusse halten und keinen Platz mehr finden am Straßenrand, müssen die Kinder zwischen den Autos durch.
Auch vor dem Eingang an der Kopenhagener Straße treffen die Kinder auf gefährliche Hindernisse. Lange Transporter setzen im Rückwärtsgang über Fußgängerüberwege oder parken sie zu, berichtet Gloriett Kargl. Die Mutter aus Prenzlauer Berg will mit der Initiative sicherzurschule.berlin Berliner Grundschuleltern miteinander vernetzen – gegen die Untätigkeit und Ignoranz in Politik und Verwaltung, wie sie schreibt. Auf der Seite werden viele Problemstellen gezeigt, Aktionen geplant und auch kleine Erfolge vermeldet, wie das neue Tempo-30-Schild vor einer Schule.
Das Verkehrssicherheitsprogramm des Senats betrachtet die Initiative als gescheitert. Verletzte oder sogar tote Schulkinder würden billigend in Kauf genommen. Symptomatisch klingt ein Bericht aus dem vergangenen Jahr: Ausgerechnet bei einer Fahrradprüfung unter Polizeiaufsicht wurde in Kreuzberg eine Viertklässlerin angefahren, die sich an alle Verkehrsregeln gehalten hatte.
Selbständigkeit im Verkehr statt Elterntaxi
Trotz aller Schwierigkeiten bewältigen die Kinder der engagierten Eltern ihren Schulweg alleine, wie Kargl betont. Bekanntlich ist das Phänomen Elterntaxi eine Gefahrenquelle für Kinder. Nicht nur chaotisch rangierende Eltern sind das Problem. Den Kindern geht auf dem Rücksitz eine wichtige Lernerfahrung im Verkehr verloren.
Zitiert wird auf der Seite auch ein Lied (wohl von Fredrik Vahle), das sich an Autofahrer richtet und an der Bornholmer Grundschule gesungen wird: „Hallo du, nimm Rücksicht auf mich, denn ich bin klein und du siehst mich nicht.“ So heißt es im Refrain.
Riesenschreck am frühen Morgen
Zwischen Falschparkern stehen häufig Schulkinder an der Türrschmidt- Ecke Stadthausstraße in Lichtenberg. Sie sind auf dem Weg zur nahen Grundschule an der Nöldnerstraße. „Besonders bescheuert wird es, wenn dort mehrere Fahrzeuge stehen“, schreibt Karsten Deege. Der Familienvater bekam einen Riesenschreck, als dort ein Unfall mit einem Schulkind nur durch die Vollbremsung eines Fahrers verhindert wurde. Die Kinder werden zwischen den abgestellten Autos nicht gesehen. Dazu hat Deege ein weiteres Fehlverhalten von Autofahrern beobachtet: Abbieger aus der Stadthausstraße bremsen selten für Fußgänger, die über die Kreuzung laufen. „Ein Anruf beim Ordnungsamt (ab 9 Uhr erreichbar) ergab: keine Zuständigkeit. Keine Zeit. ‚… zwei Telefonate auf der anderen Leitung…‚“
„Ich habe noch niemals einen Mann so angeschrien“, erzählte eine Mutter aus dem Lichtenberger Kaskelkiez über einen Vorfall, der sich noch wiederholen sollte. Die Frau, die hier ungenannt bleiben will, wurde in den vergangenen Jahren dreimal von Radfahrern auf dem Gehweg angefahren. In zwei Fällen direkt beim Hinaustreten aus ihrer Haustür auf den schmalen Gehweg der Pfarrstraße. Inzwischen hat sie das Gefühl, dass einige Radfahrer den Bürgersteig für einen Radweg halten, so selbstverständlich klingeln sie Fußgänger ungebremst aus dem Weg. Büroradler, hin und wieder E-Scooter, ja selbst einige Eltern mit Kindern in schweren elektrischen Lastenrädern summen vorbei. Die meisten Kinder gehen hier aber zu Fuß, denn es gibt zwei Kindergärten in der Straße.
Erlaubt ist das Radfahren auf dem Gehsteig nur Kindern bis zu ihrem zehnten Geburtstag und einem Erwachsenen als Begleitung. Ich habe Gehwegradler an der Pfarrstraße nach ihren Gründen gefragt, auch nachdem meine eigene Tochter hier angefahren wurde. Meistens kam keine Antwort, aber auch „willst du auf die Fresse?“ oder „die Straße ist gepflastert“. Das historische Pflaster wurde neu verlegt, sauber verfugt und ist fast rüttelfrei zu befahren.
Die Fußwege müssten Schutzräume für Fußgänger bleiben, sagt Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne). Das fühlt sich an der Pfarrstraße nicht so an.
Wenn es Nacht wird
Im Schutz der Dunkelheit wird besonders wild geparkt. An dieser Baustelle in der Charlottenburger Suarezstraße leider auch am Tage, wie Sandra Greiffenstern uns berichtete. „Zwei Anrufe bei der Polizei führten zu nichts!“
„Das ist der Schulweg meiner Tochter„, schrieb uns eine Mutter aus dem Klausenerplatz-Kiez in Charlottenburg über das Foto ihres Kindes vor einem extra langen Lieferwagen. Ratlos ist das Mädchen stehengeblieben, denn der Daimler-Kastenwagen misst in seiner längsten Version knapp siebeneinhalb Meter und blockierte die Kreuzung an der Seeling- Ecke Nehringstraße in Charlottenburg. „Fast jeden Morgen geht das so“, klagt sie. Vom Ordnungsamt, dessen App sie auf ihrem Smartphone benutzt, bekommt sie Antworten wie diese:
Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr,
zu Ihrer Meldung mit der Nummer XXXXXX gibt es eine Statusänderung.
Status: Erledigt
Rückmeldung: Vielen Dank für Ihren Hinweis. Der von Ihnen gemeldete Sachverhalt an der genannten Örtlichkeit ist dem Ordnungsamt bekannt. Der Bereich befindet sich in der sog. Regelbestreifung. Das vielfältige Aufgabenspektrum macht jedoch eine tägliche Überwachung sämtlicher Örtlichkeiten im Bezirk leider nicht möglich. Die Außendienstkräfte werden aber auch weiterhin regelmäßig entsprechende Kontrollen durchführen. Ordnungswidrig abgestellte Fahrzeuge werden zur Anzeige gebracht.
Klar, dass die Mutter aus Charlottenburg solche aus Textbausteinen zusammengesetzte Antworten nicht zufriedenstellen. Nie erfährt sie, ob ihre Meldungen überhaupt verfolgt werden. „Mein Mann ist aus Wien und meint, der würde jeden Tag abgeschleppt. Hier schleppt niemand irgendwen ab, der Kindern den Schulweg unsicher macht.“
Besonders für Kinder als schwächste und kleinste Verkehrsteilnehmer kann es tödlich enden, wenn sie nicht gesehen werden. Erst am 19. November ist eine Zehnjährige aus Pankow-Heinersdorf schwer verletzt worden, nachdem sie auf dem Schulweg bei Grün über eine Kreuzung ging. Es ist nicht bekannt, ob hier ein Falschparker die Sicht eines linksabbiegenden Lastwagens blockierte.
In Berlin haben Eltern die Initiative „Sicher zur Schule“ gegründet, an der elf Grundschulen teilnehmen.
[Welche ärgerlichen und gefährlichen Stellen begegnen Ihnen auf dem Fußweg durch Berlin? Senden Sie Ihre Fotos an leserbilder@tagesspiegel.de!]
Man muss nicht erst mit einem Kind durch die Stadt laufen, um rücksichtsloses Falschparken – hier in Lichtenberg – zu bemerken.
Anzeigen haben stark zugenommen
Immer mehr Fußgänger nehmen diese Situation nicht mehr hin. Die Berliner Polizei registrierte bei der Bußgeldstelle zuletzt eine stark gewachsene Anzahl von Anzeigen, die per E-Mail oder App eingingen. Im September 2019 waren es 2.176. Noch ein knappes Jahr zuvor, im Oktober 2018 gingen nur 824 Anzeigen ein. Mehr als die Hälfte der eingeleiteten Verfahren ende mit einer Bußgeldzahlung, so die Polizei.
Nicht einmal vor Schulen werde Rücksicht genommen, meint Christian Berlin. Vor der Hunsrück-Grundschule an der Manteuffelstraße in Kreuzberg blockieren Falschparker auch die Fußgängerüberwege. Die Schülerinnen und Schüler können nicht mehr sicher über die Straße. Verschärft wird das Problem, weil Radfahrer hier von der verstopften Straße verbotenerweise auf die Gehwege wechseln. „Auch die bisherigen Schwerpunktaktionen des Ordnungsamtes haben nicht geholfen“, meint unser Leser. Wenn überhaupt etwas passiere, erhielten einzelne Fahrzeuge ein Knöllchen.
An der Petersburger Straße in Friedrichshain sind sehr viele Parkflächen: Auf dem Mittelstreifen zu beiden Seiten der Straßenbahnschienen, auf den Seitenstreifen und in den Stichstraßen. Überall abgestellte Autos. Trotzdem reicht es nicht. Regelmäßig werden auch die Kreuzungsbereiche zugestellt, wie hier an der Ebelingstraße. „Da bleibt einem nur die Wut!“, meint Thomas Scharfstädt über die beidseitig zugeparkte Kreuzung. „Ordnungsbehörden gibt es hier in Friedrichshain keine!“
Vergeblich hatte Scharfstädt einen Autofahrer auf sein rücksichtsloses Verhalten angesprochen und auf Einsicht gehofft. Auf ein wenig Rücksicht gegenüber Kindern, die sich auf dem Schulweg zwischen den Falschparkern hindurch auf die uneinsehbare Straße schlängeln müssen. Und dabei von Autofahrern kaum gesehen werden. Menschen mit Gehhilfen sind gefährdet. Oder Eltern, die mit Kinderwagen schließlich ein Stück weit auf die Hauptverkehrsstraße ausweichen müssen, um über die Kreuzung zu kommen.
Gehweg wird zum Parkstreifen am Leipziger Platz
„Man kann also in Berlin vor den Augen von Polizisten auf dem Gehweg parken, ohne irgendwelche Konsequenzen zu befürchten?“ Das fragt sich Petra van der Wielen angesichts dieser Bilder vom Leipziger Platz.
Ein Streifenwagen ist van der Wielen auch schon mal aufgefallen. Man habe keine Befugnis, Strafzettel zu verteilen, hätten die Beamten ihr mitgeteilt. Das Ordnungsamt sei zuständig.
Kein Parkplatz? Einfach rauf auf den Gehweg! Dan von Medem sieht in der Manteuffelstraße auch immer wieder Falschparker in zweiter Reihe. Störende Poller werden, so Medem, „von rabiaten Autofahrern einfach beseitigt“.
Ebenfalls in der Manteuffelstraße: Zwei Poller liegen am Boden, daneben ein Falschparker auf einer Baumscheibe.
An der Muskauer Straße sind ein paar Meter unverpollerter Gehweg genug für dreiste Parker.
Gehwege werden kaum repariert
„Die Hinweisschilder auf Gehwegschäden sind in Berlin so häufig und so beständig, dass sie meist nicht mehr bewusst wahrgenommen werden“, schreibt uns Wolfgang Pohl. „Vor kurzem hat sich das zumindest für Teile von Friedenau geändert.“
Im südwestlichen Friedenau haben Pohl und die Seniorenvertretung Tempelhof-Schöneberg „auf wenigen Straßen 120 Schilder gefunden“, schreibt er. „Was läuft da schief?“
Manchmal tut sich was: An der Handjerystraße mussten Passanten unverständlicherweise an diesen Pollern vorbei.
Die sind jetzt weg, dank des Engagements von Bürgern wie Wolfgang Pohl.
Unnötig und besonders für Gehbehinderte ärgerlich sind solche Blockaden.
Fußgänger wehren sich mit Schildern gegen Gehwegradler
Vom Hauseingang auf den Gehweg zu treten, ist leider nicht überall ungefährlich. Wie selbstverständlich ignorieren Rüpelradler die Verkehrsregeln und fahren auf dem Bürgersteig – hier an der Kernhofer Straße in Lichtenberg.
Eine Fahrbahnmarkierung in der Kreuzberger Bergmannstraße lädt leider nur Falschparker ein.
Warum genehmigt der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg diese Litfaßsäule? Das fragt sich Johannes Bolz. Tatsächlich können Autofahrer kaum erkennen, ob Fußgänger die Gitschiner Straße an der Ecke Segitzdamm queren wollen. Die Sichtbeziehung ist erheblich gestört. Die Gitschiner Straße wird so stark befahren, so dass Autofahrer häufig „mit Schwung“ abbiegen, um in eine kleine Verkehrslücke zu sprinten.
Ein herbstliches Hindernis an einem Zebrastreifen der Lehrter Straße in Moabit.
„Die Hornstraße in Kreuzberg ist eine Spielstraße – aber nicht mehr für Kinder“, schreibt uns Torsten Blatt. „Hier spielen die Erwachsenen Parkhaus und stellen alles zu. Das Ordnungsamt hat weitgehend aufgegeben und verteilt nur noch gelegentlich seine läppischen Knöllchen, die die meisten hier sicher schon einkalkuliert haben. Ein Abschleppwagen (oder Feuerwehrauto) käme hier wahrscheinlich gar nicht mehr um die enge, zugeparkte Kurve.“
Der Zugang zum S-Bahnhof Rummelsburg wird stark von Radfahrern frequentiert. Kaum jemand steigt hier ab, obwohl der Weg auf die andere Seite einen uneinsehbaren Knick macht.
Dreiste Gehwegparker, Mülltonnen, Cafétische – so sieht’s häufig aus auf dem Bürgersteig der Boxhagener Straße in Friedrichshain.
Dieses (inoffizielle) Schild an der Lichtenberger Pfarrstraße gilt den vielen Gehwegradlern, die rücksichtslos Fußgänger gefährden. Und einfach nicht wahr haben wollen, dass sie auf der Straße zu fahren haben.
An Baustellen wird häufig so eng geparkt, dass selbst Kinder kaum noch durchkommen – hier an der Kaskelstraße in Lichtenberg.
Prioritäten an einer Baustelle der Schönhauser Allee: Zwischen Fahrradweg und Cafétischen sind Fußgänger oft nicht vorgesehen.
Einmal über die Straße, Baum umarmen und zurück. Was sonst könnte der Zweck sein hinter dieser Markierung am Südwestkorso in Wilmersdorf?
Am Südwestkorso in Friedenau werden die Kreuzungsbereiche ähnlich häufig zugeparkt wie im Rest der Stadt. „Wenn dann noch ein SUV da steht, sind Kinder und kleinere Menschen nicht oder kaum zu erkennen“, schreibt uns Wolfgang Pohl. „Offensichtlich haben Eltern der Ruppin-Grundschule zur Selbsthilfe gegriffen und versucht, den Schulweg auf dem Südwestkorso [durch Markierungen] sicherer zu machen.“
Fahrradbügel gibt es oft viel zu wenige, doch manchmal werden sie an ungünstigen Orten angebracht. Unser Leser Krämer aus Steglitz kommt an der Kreuzung Baseler Ecke Hans-Sachs-Straße nicht mehr über die Straße – überall Fahrräder.
Würden Sie hier Ihre Kinder über die Straße schicken? Fußgänger müssen sich an der Clayallee Ecke Pücklerstraße zwischen Dahlem und Schmargendorf vorsichtig anpirschen und zurückspringen, falls ein Auto heranrauscht. Häufig stehen hohe Anhänger von Lastern oder Container direkt an der Kreuzung, einige von ihnen monatelang. Das führt zu vielen gefährlichen Situationen zwischen allen Verkehrsteilnehmern: Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer sehen sich hier erst im allerletzten Moment.
Tja, wo geht’s nun lang zur anderen Straßenseite? Die Kreuzung an der Siegfriedstraße Ecke Rolandstraße in Niederschönhausen ist mal wieder zugeparkt, wie so oft. Fußgänger müssen sich irgendwo zwischen den Autos durchquetschen. Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen suchen nach einem Stück abgeflachten Bürgersteig mit genug Platz zwischen den Stoßstangen. Besonders gefährlich wird es für Kinder unter zehn Jahren, die mit ihren Rädern noch auf dem Bürgersteig unterwegs sind. Für den fließenden Verkehr sind sie nicht zu sehen, bevor sie in einer Lücke zwischen den Falschparkern auf die Fahrbahn kommen.
„Durchgang – 5 m freihalten!“ Am Gierkeplatz in Charlottenburg hatte ein Anwohner Bemerkungen wie diese gegen Falschparker auf die Straße gesprüht. Es half wenig, wie uns Kurt Blank-Markard schreibt.
„Seit 20 Stunden gefährdet dieser SUV hunderte Fußgänger“, schrieb unser Redakteur Jörn Hasselmann auf Twitter. Er rief Polizei und Ordnungsamt an, doch man stellte dem Falschparker in Charlottenburg nur ein Knöllchen über zehn Euro aus. Am Abend war der Mercedes immer noch da. Die mangelnde Rücksichtnahme nervt besonders Familien mit kleinen Kindern, die bei jeder Straßenüberquerung besonders auf ihre Kinder achtgeben müssen.
Welche ärgerlichen und gefährlichen Stellen begegnen Ihnen auf dem Fußweg durch Berlin? Senden Sie Ihre Fotos an leserbilder@tagesspiegel.de!