/Turbulente Wahlumfragen – spannendes Rennen zwischen SPD und CDU

Turbulente Wahlumfragen – spannendes Rennen zwischen SPD und CDU

Zwar waren Umfragen zur Bundestagswahl schon lange nicht mehr so knapp, aber es sieht nicht gut aus für die CDU und Armin Laschet. In der aktuellen Umfrage des Forschungsinstituts GMS vom 14. September liegt die CDU mit 23 Prozent wieder einmal hinter der SPD mit 25 Prozent. Und auch im Umfragemittel der vergangenen 30 Tage hat die SPD mit Olaf Scholz die Union überholt.  

Nicht mehr so gut läuft es für die Grünen. Nach dem kurzen Umfragehoch im Mai, bei dem sie sowohl vor CDU als auch SPD lagen, sanken die Werte wieder. Bei GMS kommen sie mittlerweile noch auf 16 Prozent, Platz drei hinter SPD und CDU. Die Linke liegt in dieser Umfrage mit sechs Prozent nur einen Prozentpunkt über der Fünf-Prozent-Hürde.

Die Umfragen zeigen, wie eng die Parteien beieinander liegen. Trotzdem ist bei der Interpretation Vorsicht geboten. Denn solche Umfragen sind zwar repräsentativ, haben aber im Schnitt auch eine statistische Unsicherheit von rund drei Prozent. Hinzu kommt, dass nicht nachzuvollziehen ist, ob alle Befragten ehrlich antworten oder doch ihre Entscheidung vor der Wahl noch ändern. Die Wahl könnte also durchaus anders ausgehen, als Umfragen vorhersagen.

Kanzlerfrage: Scholz liegt weit vor Laschet

Die Aufholjagd der SPD um Olaf Scholz zeigt sich bei den Umfragen auch in der Frage: „Wer soll Kanzler oder Kanzlerin werden?“. Die Antworten unterscheiden sich je nach Umfrageinstitut relativ deutlich, die Tendenz ist allerdings klar: Olaf Scholz ist mit Abstand der beliebteste der drei Bewerber:innen auf das Kanzleramt. In der neusten Umfrage des Forschungsinstituts forsa im Auftrag von RTL/ntv vom 14. September kommt der SPD-Kandidat auf 30 Prozent, auf Platz zwei liegt Annalena Baerbock mit 15 Prozent vor dem CDU-Kandidaten Armin Laschet (11 Prozent).

Die Zeit der Zwei-Parteien-Koalitionen scheint beendet

Auf Basis der Umfragen-Mittelwerte der letzten dreißig Tage gibt es aktuell keine Koalition aus zwei Parteien, die nach der Bundestagswahl eine Mehrheit hätte. Selbst die aktuell amtierende Große Koalition aus CDU und SPD kommt lediglich auf 296 Sitze. Für eine Mehrheit wären rein rechnerisch 299 Sitze nötig.  

Von den Dreier-Bündnissen, die als halbwegs realistisch gelten, kommt lediglich eines ohne Beteiligung der SPD aus: Eine Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP kommt den Tagesspiegel-Berechnungen zufolge auf 328 Sitze. Die größte Mehrheit im Bundestag hätte laut aktueller Umfragen eine Kenia-Koalition aus SPD, CDU und Grünen. Diese kommt rechnerisch auf 403 Sitze. Allerdings sind in diesen Berechnungen noch keine Überhangs- und Ausgleichsmandate berücksichtigt. Je nach Ausgang der Wahl in den einzelnen Wahlkreisen könnten sie die Mehrheitsverhältnisse noch einmal verändern.  

Hier geht es zur interaktiven Übersicht der möglichen Koaltionen

Mögliche Koalitionen in der interaktiven Übersicht

#laschetverhindern: Gegenwind für Laschet auch in den sozialen Netzwerken

Ein Blick in die sozialen Netzwerke zeigt, dass die Spitzenkandidaten dort nicht nur gut wegkommen. Das zeigt das Social Media Dashboard zur Bundestagswahl 2021 des Tagesspiegels.  Der am häufigsten in Posts über Armin Laschet verwendete Hashtag der letzten zwölf Wochen ist #laschetverhindern, unter anderem folgt danach #laschetdarfnichtkanzlerwerden.

In Bezug auf Annalena Baerbock trenden #baerplag (dritthäufigster Hashtag) und, etwas weiter hinten in der Liste, #grueneverhindern und #baerbockplag. Scholz wird auf Social Media vor allem mit Vorwürfen der Einflussnahme aus seiner Zeit als FInanzminister konfrontiert: Die Hashtags #cumex und #wirecard sind die dritt- und vierthäufigsten Haschtags, die im Zusammenhang mit ihm gepostet wurden.

Bei Posts über die Spitzenkandidaten Weidel und Chrupalla sind die beiden häufigsten Hashtags #noafd und #fckafd. Allerdings bekommt AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel von allen Spitzenkandidat:innen mit Abstand die meisten Likes auf ihre Beiträge in den sozialen Netzwerken. In den vergangenen zwölf Wochen klickten über 2,1 Millionen Menschen bei den Beiträgen der AfD-Spitzenkandidatin auf „Gefällt mir“ oder einen gleichbedeutenden Knopf. Annalena Baerbock und Christian Lindner folgen mit fast 600.000 beziehungsweise fast 900.000 Likes weniger auf den Plätzen zwei und drei.

Was den Wähler:innen wichtig ist: Klima überholt Corona

Klar ist, dass die nächste Bundesregierung große Aufgaben vor sich hat: Klimawandel und Coronakrise sind nur zwei der drängenden Probleme. Aktuelle Umfragen bestätigen, dass diese beiden Themen die Deutschen aktuell am meisten beschäftigen.  

Laut Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen ist „Umwelt & Klima“ mit Abstand das wichtigste Problem der deutschen Bevölkerung. 43 Prozent der Befragten entschieden sich dafür. Rund 30 Prozent der Befragten nannten Corona als wichtigstes Problem, die Pandemie nimmt damit den zweiten Platz ein.  

Noch Mitte August hatten die meisten Befragten die Coronapandemie als das wichtigste Problem in Deutschland benannt. Seit einigen Wochen ist es wieder „Umwelt und Klima“. Als weniger wichtig wird nun die Wirtschaftslage wahrgenommen, ähnlich wie das Thema Hochwasser. Das war vor allem nach den Überflutungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen in den Fokus der Befragten gerückt.