Die Ansteckungsrate in Deutschland steigt wieder. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Montagabend in ihrem täglichen Lagebericht veröffentlicht, liegt die Reproduktionszahl R derzeit bei 0,9. Am 16. April hatte das RKI noch eine Reproduktionszahl von 0,7 berechnet.
Die Reproduktionszahl beziffert, wie viele weitere Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt. Derzeit stecken also zehn Infizierte im Schnitt neun weitere Personen an. Politisches Ziel ist es, die Zahl unter Eins zu halten. Steigt sie darüber, kommt es zu einem exponentiellen Anstieg der Infektionsfälle und das Gesundheitssystem könnte überlastet werden.
Der Epidemiologe Michael Meyer-Hermann hatte am Sonntag in der Talkshow „Anne Will“ die verhältnismäßig niedrige Reproduktionszahl von 0,7 als ein „Artefakt der Osterwoche“ bezeichnet. Sie sei künstlich entstanden, da in der Osterwoche weniger Fälle gemeldet worden seien. Sie werde aber wieder ansteigen, zumal es an den Ostertagen vermutlich mehr soziale Kontakte als sonst gegeben habe.
Merkel rechnete vor, was eine steigende Reproduktionszahl bewirkt
Das RKI zählt die elektronisch von den Gesundheitsämtern übermittelten Fälle, daher kann es im Vergleich zu anderen Zählweisen zu einem Verzögerungseffekt bei den Angaben kommen.
„Man muss versuchen, die Reproduktionszahl unter Eins zu drücken“, sagte Lars Schaade, Vizepräsident des RKI, am Dienstag in Berlin. Sie müsse deutlich darunter liegen, weil die Falllzahlen relativ hoch seien und sie nur so sinken können. Zudem brauche es einen Sicherheitsabstand zur Grenze von der Eins, weil die das System sehr träge sei: Bis nach einer Überschreitung der Grenze das System auf ein Gegensteuern reagiert, vergehen mindestens zwei Wochen.
Kanzlerin Angela Merkel hatte vergangene Woche vorgerechnet, welche verheerende Auswirkungen etwa eine Reproduktionszahl von 1,1 oder 1,2 haben könnte. „Der Spielraum ist klein“, sagte sie. Am Montag bekräftigte sie, dass Deutschland am Anfang der Pandemie stehe. Auf zu starke Lockerungen könnte ein zweiter Lockdown folgen. „Es wäre jammerschade, wenn wir sehenden Auges in einen Rückfall gehen“, sagte die Kanzlerin.
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Nach offiziellen Angaben des RKI ist die Zahl der Infizierten in Deutschland binnen eines Tages um 1785 auf 143.457 gestiegen. Zudem seien 194 weitere Menschen gestorben, insgesamt liege die Totenzahl damit am Dienstag (Stand 0 Uhr) bei 4598. Etwa 95.200 an Covid-19 Erkrankte seien inzwischen genesen, das sei ein Plus von 3700 im Vergleich zum Vortag.
Für Deutschland trägt der Tagesspiegel die Zahlen live aus allen Landkreisen zusammen. Demnach gibt es in Deutschland derzeit mehr als 147.05 nachgewiesene Infektionsfälle und mehr als 4862 Tote. (Tsp)