Streaming-Tipps für Samstag, 9. Mai und Sonntag, 10. Mai
Klassik-Tipp 1
Bis Ende April war die Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker kostenlos verfügbar, inzwischen kauft man sich sein Ticket wieder – wie es ja eigentlich normal sein sollte. In der „Berlin Phil Series“ treten jeden Samstag um 19 Uhr Musiker des Orchesters in Livestreams auf, an diesem Samstag die beiden österreichischen Soloklarinettisten Andreas Ottensamer und Wenzel Fuchs unter dem Motto „Ein Abend in Wien“. Die Klarinette steht im Mittelpunkt: Begleitet von Musikerkollegen in ausreichendem Abstand steht erst Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 auf dem Programm, eines von Mozarts letzten Werke überhaupt und das einzige, das er für dieses Instrument geschrieben hat. Danach Beethovens Klaviertrio op. 11 für Klarinette, Cello und Klavier mit dem populären Beinamen „Gassenhauer-Trio“, den das Werk allerdings erst nachträglich verpasst bekam. Ebenfalls neu: Digitale Playlists, mit denen Musiker des Orchesters ihr persönlichen Lieblingsaufnahmen aus der Digital Concert Hall verraten. Den Anfang macht der Erste Konzertmeister Noah Bendix-Balgley.
Theater-Tipp
Die digitale Variante des Berliner Theatertreffens ist vorbei – also gibt es wieder mehr Raum für die „normalen“ Archivstreams der Berliner Theater. Das Berliner Ensemble zeigt seit 8. und noch bis 14. Mai um Mitternacht einen ursprünglich als intern gedachten Mitschnitt der ersten Hauptrobe von „Nichts von mir“ des norwegischen Autors Arne Lygre – ein Stück, das Mateja Koležnik 2017 für die Eröffnung des Kleinen Hauses inszeniert hat. In der Ankündigung heißt es: „,Nichts von mir‘ verhandelt die Liebe in ihrer Illusion und Wirklichkeit – legt Macht und Ohnmacht der Sprache offen. Ein Leben, aufgefächert auf sieben verschiedenen Zeitebenen, wird maximal ausgebreitet und zugleich auf die Grundfragen minimiert: Warum leben wir und wie lange? Wieviel halten wir aus und wofür?“
Klassik-Tipp 2
An diesem Wochenende hätte in Bonn das von Nils Mönkemeyer initiierte „Klassik für alle“-Festival in Bonn stattfinden sollen. „Zutiefst erschüttert“ zeigt sich der Bratschist in einer kurzen Videobotschaft über die Auswirkungen des Corona-Virus auf Kunst und Kultur. Am Samstag um 20 Uhr soll zumindest ein Konzert live aus dem Kammermusiksaal des Deutschlandfunks in Köln gestreamt werden (am 17. Mai um 21.05 Uhr auch auf Deutschlandfunk zu hören). Mönkemeyer tritt gemeinsam mit Dorothee Oberlinger auf – die von der Blockflötistin geleiteten Musikfestspiele Potsdam Sanssouci sind 2020 ebenfalls dem Virus zum Opfer gefallen. Beide interpretieren unter anderem „Antiphon Oh Ecclesia“ von Hildegard von Bingen, „Sequenza für Viola Solo“ von Luciano Berio, Krebskanon über das „Thema regium“ aus dem „Musikalischen Opfer“ BWV 1079 von Johann Sebastian Bach oder zwei Duos von Béla Bartók. Der Abend firmiert, analog zu den Geisterspielen der Bundesliga, als „Geisterkonzert“ – eine absolut passende Bezeichnung für die spukhafte, publikumslose Form, die klassische Musik seit Beginn der Pandemie anzunehmen gezwungen ist.
Klassik-Tipp 3
Und noch ein Konzert, das sowohl online als auch im Rundfunk verfolgt werden kann: Am Montag hätte Bratischistin Tabea Zimmermann den Ernst von Siemens Musikpreis 2020 erhalten sollen. Er ist mit 250.000 Euro dotiert und trägt den schönen Beinamen „Nobelpreis der Musik“. Die Preisverleihung musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Trotzdem wird Zimmermann an diesem SONNTAG, 10. Mai, um 20.03 Uhr live für ein Solo-Konzert in der Jesus-Christus-Kirche in Dahlem auftreten. Auf dem Programm: Die Suite C-Dur BWV 1009 für Viola von Johann Sebastian Bach, die Sonate für Bratsche solo op. 25 Nr. 1 von Paul Hindemith, sechs Sätze für Viola solo aus „Signs, Games, Messages“ von György Kurtág und noch ein Werk von Bach, die Suite Es-Dur BWV 1010 für Viola. Nur der Kirchenraum, eine Musikerin und ihre Bratsche – das verspricht ein sehr eindringliches Hör- und Seherlebnis zu werden. Übertragen im Deutschlandfunk Kultur und gestreamt auf www.deutschlandfunkkultur.de.
Klassik-Tipp 4
Und noch mehr digitale Klassik an diesem Wochenende: In der Villa Seligmann in Hannover treten am SONNTAG in der Reihe „QChamberstream“ um 17 Uhr Alon Sariel (Mandoline und Laute), Ania Vegry (Sopran) und Boris Kusnezow (Klavier) auf. Sie spielen unter anderem „Drei Lieder ohne Worte“ von Paul Ben-Haim, „Oblivion Soave“ von Monteverdi oder Beethovens „Andante con Variazioni“ WoO 44b. Weitere Infos und Tickets zu 25 Euro sind hier erhältlich. Außerdem am Sonntag: Seit einer Woche proben Chorsängerinnen und Chorsänger auf der ganzen Welt täglich von zu Hause aus mit Simon Halsey, dem früheren Leiter des Rundfunkchors Berlin, den vierten Satz aus Brahms‘ „Ein deutsches Requiem“ mit dem Homeoffice-kompatiblen Titel „Wie lieblich sind deine Wohnungen“. Das Ergebnis wird am Sonntag ab 19.50 Uhr als Online-Konzert auf dem Youtube-Kanal von Interkultur zu hören sein, dann sind auch Mitglieder des Rundfunkchors dabei. Weitere Informationen zum „Sing Along“-Projekt auf der Webseite des Chores.
(Zusammenstellung: uba)