/Biden vor dem Sieg? Auch Wisconsin geht an die Demokraten

Biden vor dem Sieg? Auch Wisconsin geht an die Demokraten

Gegen halb neun deutscher Zeit erklärt Donald Trump sich zum Sieger der Wahl, obwohl noch nicht alle Stimmen ausgezählt sind und kündigt an, gegen das Auszählen weiterer Stimmen vorzugehen.

Wie genau ist derzeit unklar. Dennoch – einmal vorausgesetzt, dass kein Gericht die Auszählung jetzt per Eilentscheid stoppt (was unwahrscheinlich erscheint): Wie könnte es weitergehen? Welche Wege führen für Trump und Biden zum Sieg? Und wann ist mit einem Ergebnis zu rechnen?

Die Ausgangslage:

In der Nacht hatte Donald Trump mit Florida einen Schritt in Richtung möglichen zweiten Wahlsieges getan und zudem wichtige Swing States gewonnen, auf die die Demokraten gehofft hatten: Ohio und Texas. 

Joe Biden hat immerhin so gut wie Arizona gewonnen, ein südlicher Staat, der lange rot, also republikanisch war – zumindest haben AP und Fox den Bundesstaat den Demokraten zugeschlagen. Auch Nevada ist am Mittwoch noch offen, geht aber wahrscheinlich an die Demokraten – ein Ergebnis wird womöglich noch am Mittwochabend (Ortszeit) erwartet.

Was ist noch offen?

Erstens die beiden Staaten North Carolina mit 15 Wahlmännern und Georgia mit 16 Wahlmännern. Georgia war einmal ein tiefroter, also sehr republikanisch geprägter Staat – schien aber plötzlich für die Demokraten in Reichweite. Das Rennen ist extrem eng. North Carolina gilt als Swing-State – auch hier ist es eng. Beide Staaten sind mit der Auszählung schon relativ weit und könnten im Laufe des Mittwochs Ergebnisse präsentieren.

Zweitens: Pennsylvania (20 Wahlleute). Hier liegt Trump vorne. Und es steht laut der Statistikseite Fivethirtyeight noch die Zählung von rund einem Sechstel aller Stimmen aus. Trump liegt rund 300 000 Stimmen vorne, doch die meisten Fehlenden sind auch per Briefwahl abgegeben worden. Hier hab Offizielle angedeutet, dass möglicherweise erst am Donnerstag oder Freitag belastbare Zahlen vorliegen könnten.

Wie kann Biden gewinnen?

Mit den von US-Sendern ausgerufenen wichtigen Siegen in Michigan und Wisconsin steht Joe Biden kurz vor dem Ziel: Ihm fehlt nur noch ein Staat zum Wahlsieg und es schein tmöglich, dass die dafür nötige Auszählung noch am Mittwochabend (Ortszeit) vorliegt.

In Nevada erklärte die Innenministerin, doch noch Mittwochabend weitere Zahlen veröffentlichen zu wollen. Dort hatte Biden nach Auswertung von mehr als 85 Prozent der Stimmen wie erwartet bereits geführt. Die noch fehlenden Briefwahlstimmen dürften auch in seine Richtung gehen, es war aber unklar, ob die neuen Zahlen ausreichen würden, dass Medien noch am Abend einen Sieger ausrufen. In Nevada gelten auch Stimmen, die bis zum 10. November eingehen, aber maximal den Poststempel vom Wahltag am Dienstag tragen.

In Georgia lag Biden um einige zehntausend Stimmen hinten. Offizielle hatten dort ebenfalls mit Ergebnissen aus weiteren Countys bis um 21.00 Uhr Ortszeit (03.00 Uhr deutscher Zeit) gerechnet, darunter Fulton County mit der demokratenstarken Metropole Atlanta. Kommentatoren hielten es für möglich, dass der Demokrat den Staat noch dreht.

Im Biden zugesprochenen Wisconsin hatte dieser laut der vorläufigen vollständigen Zählung mit rund 20 000 Stimmen oder etwa 0,7 Prozentpunkte vorne gelegen. Die Republikaner kündigten an, eine Nachzählung zu beantragen – in früheren Jahren hatten sich dabei meist nur einige hundert Stimmen verschoben.

Die Auszählung zieht sich wegen des hohen Briefwahlanteils hin. Die Beglaubigung dieser Stimmen ist in den USA oft ein langwieriger Prozess, teils müssen Unterschriften einzeln mit denen des Wählerverzeichnisses verglichen werden. In den drei Staaten Wisconsin, Michigan und Pennsylvania hatte die republikanische Partei Bestrebungen gestoppt, Wahlumschläge schon vor dem Wahl-Dienstag zu öffnen.

Pennsylvania, wo es viel knapper war und ist, bräuchte Biden nicht. Das ist auch mit Blick auf Trumps Wahlanfechtungsstrategie relevant. Denn in Pennsylvania hatten die Republikaner schon gegen das Zählen von Briefwahlstimmen, die nach dem Wahltag ankommen, geklagt. Der Supreme Court hat das noch nicht letztgültig entschieden.

Wie kann Trump gewinnen?

Gehen Nevada und Arizona an Biden, braucht Trump eine Kombination aus vier der übrigen Staaten, um zu gewinnen. Am stärksten führte er am Mittwoch in North Carolina, Georgia und Pennsylvania – allerdings müssen im letzteren Bundesstaat noch Hunderttausende von Briefwahlstimmen ausgezählt werden.

Wie der Stand bei den Wahlleuten aktuell aussieht, zeigt folgende Grafik. Die Daten der Karte beruhen auf den Berechnungen von CNN.

In den USA wählen die Bürger außerdem die 435 Abgeordneten im Repräsentantenhaus, sowie ein Drittel der hundert Senatoren neu. Wie es dabei ausgeht entscheidet darüber, wie viel Macht und Möglichkeiten der neue Präsident haben wird, seine Vorhaben umzusetzen. Auch die Mehrzahl der rund 50 Gouverneure wird neu bestimmt. Wie die Abstimmungen hier laufen, sehen Sie in den folgenden Grafiken:

Wenn Sie sich fragen, wie genau das US-Wahlsystem funktioniert, dann sind Sie hier richtig:

Teaser-Erklaerstueck zur Wahl

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