Vor der Präsidentschaftswahl
Ein Komiker als Staatschef? Das sagen die Ukrainer
Präsident Petro Poroschenko kämpft am Sonntag um seine Wiederwahl – und bekommt es mit dem Komiker Wolodymyr Selensky zu tun. Was denken die Ukrainer über den Schauspieler? Ein Stimmungsbild.
Längst ist die Ernüchterung in der Ukraine zurück. Viele Menschen haben fünf Jahre nach dem blutigen Machtwechsel auf dem Maidan in Kiew die Hoffnung auf ein Land mit Wohlstand, aber ohne korrupte Verflechtungen und Krieg fast verloren. Die Ukraine steckt in einer tiefen Krise – 70 Prozent der Einwohner haben laut Umfragen kein Vertrauen in ihren Präsidenten.
Am Sonntag bestimmen sie nun ein neues Staatsoberhaupt. Es ist eine außergewöhnliche Wahl, mit 39 Kandidaten. Einer hat sich aus dem üblichen politischen Betrieb fast vollständig herausgehalten – und den Wahlkampf dennoch mit seinen Showauftritten, einer Serie und einer Internetkampagne maßgeblich geprägt: der Komiker und Schauspieler Wolodymyr Selensky.
Er führt alle Umfragen an. Die altbekannten Gesichter – Dauerkandidatin Julija Tymoschenko und Amtsinhaber Petro Poroschenko – müssen sich wahlweise mit Platz zwei und drei begnügen.
Hat Poroschenko noch eine Chance? Wer schafft es in die Stichwahl am 21. April, falls keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit holt? Und warum ist gerade Selensky so beliebt? Stimmen aus den verschiedenen Teilen des Landes:
Marta Wwedenska, 80 Jahre, Geophysikerin aus Lwiw in der Westukraine: „Ich bin ganz klar für Poroschenko, nur er kann sich Wladimir Putin entgegenstellen. Putin ist unser Feind. Jene, die nun enttäuscht sind von Poroschenko, wollen höhere Renten und niedrigere Gaspreise. Das sind materielle Dinge, die stehen für mich an zweiter Stelle, für mich ist die Freiheit wichtig. Wir geben Poroschenko deshalb noch eine Chance, er ist eine Autorität: Mit ihm redet man in Europa, ihn respektiert man. Wolodymyr Selensky ist nichts weiter als ein Clown. Er wird nur das machen, was ihm der Oligarch Kolomojsky sagt, mit dessen Sender er Verträge hat.“
Katja Pinskunowa, 24 Jahre, Angestellte aus Browary, Zentralukraine: Im Prinzip bin ich zufrieden mit meinem Leben, natürlich will man immer, dass es besser wird. Ich möchte hier in der Ukraine bleiben, hier lebt meine Familie, mein drei Jahre alter Sohn, mein Mann. Ich werde wieder für Anatolij Hryzenko stimmen. Er ist ein Mann des Militärs, er weiß, wie man Ordnung schafft, durchgreift. Wir brauchen so einen in diesen Zeiten. Eine verschenkte Stimme ist das nicht, finde ich, auch wenn Hryzenko nicht auf den ersten drei Plätzen in den Umfragen liegt. Ich stimme ja nicht einfach für einen Kandidaten, weil es viele andere machen werden. Auch wenn Selenskys Kampagne sehr gutes Marketing ist, mir fehlt einfach das Vertrauen in ihn. Und Poroschenko schenkt Russland viel zu viel Aufmerksamkeit. Wenn er und Selensky in die Stichwahl kommen, gehe ich zwar wählen, aber werde für keinen von beiden stimmen.“
Boris Wassiljewitsch, 72 Jahre, Elektroniker aus Kiew: „Viele haben mal bei null angefangen, deshalb stört es mich nicht, dass Selensky keine politische Erfahrung hat. Ich mache das Kreuz bei ihm, auch wenn ich nicht ganz verstehe, wer hinter ihm steht, Oligarch Kolomojsky auf jeden Fall. Die Lage im Land ist miserabel, wie viele Präsidenten haben wir schon gewählt, und es wird jedes Mal schlechter bei uns. Ich bin eigentlich schon im Ruhestand, bekomme etwa umgerechnet 190 Euro Rente, das reicht nicht. Wasser, Gas, Strom, alles wird immer teurer, deshalb arbeite ich noch. Ich glaube, dass Poroschenko und Selensky in die Stichwahl kommen.“
Ljuba Ternowych (r.), 57 Jahre, und Natalija Musienko, 49 Jahre, Angestellte, aus Juschne in der Südukraine: „Wir unterstützten schon viele Jahre Julija Tymoschneko. Wir arbeiten in der Buchhaltung im Hafenwerk Odessa, das Düngemittel herstellt. Da haben einmal 4000 Menschen gearbeitet, jetzt sind es nur noch 2700. Seit einem Jahr steht unser Werk schon still. Als Tymoschenko noch Premierministerin war, hat unser Unternehmen guten Gewinn gemacht. Nun werden Gehälter nicht mehr regelmäßig ausbezahlt. Tymoschenko ist unsere letzte Hoffnung. Selensky ist talentiert, aber ein Staatschef? Von Poroschenko sind wir sehr enttäuscht, so viele Familie sind schon weg: Die Männer aus unserer Transportabteilung sind ins Ausland gegangen, sie arbeiten dort als Lastwagenfahrer.“
Serhan Saransk, 18 Jahre, Jura-Student aus Skwyra in der Zentralukraine: „Ich wähle das erste Mal, gehe auf jeden Fall hin. Ich weiß, dass viele Junge nicht abstimmen werden. Ich habe mich länger mit den Kandidaten beschäftigt. Ich werde für Tymoschenko stimmen: Sie war Premierministerin, ist erfahren, verfolgt einen konkreten Kurs – ihr Programm hat 400 Seiten. Ihre Wirtschaftsexpertise wird der Ukraine bei ihrer EU-Integration helfen. Von Poroschenko habe ich einfach genug. Der langweilt nur noch. Und Selensky? Ich habe alle seine Serien gesehen, seinen Film, war auf seinem Konzert. Er spielt den idealen Präsidenten, sendet dem Volk die Botschaft, schaut her, so könnte es sein. Doch er muss erst einmal beweisen, dass er das überhaupt kann. Ich hoffe, dass er im Falle seiner Wahl mit Tymoschenko zusammenarbeitet.“
Anastasia Wydra, 28 Jahre, Juristin, aus Bila Zerkwa in der Zentralukraine: „Wolodymyr Selensky kritisiert offen die Zustände in unserem Land. Das gefällt mir. Poroschenko hatte fünf Jahre, um sich zu beweisen. Es reicht.“ Ihr Mann Stanislaw Wydra, 31 Jahre, Unternehmer, ergänzt: „Ich bin für Selensky. Entscheidend ist, wie korrumpiert ein Kandidat ist. Wir brauchen da oben einen ehrlichen Menschen, denn wie sagt man so schön: Der Fisch stinkt vom Kopf her.“
Maxim, 23 Jahre, Student für Bautechnologie, aus Lwiw in der Westukraine: „Leider hat sich unser Land nach dem Maidan nicht zu einem besseren verändert. Ich arbeite als Übersetzer Englisch-Ukrainisch, die Gehälter sind so niedrig. Wir brauchen endlich wirtschaftlichen Aufschwung. Eigentlich wollte ich für den Lwiwer Bürgermeister Andrij Sadowyj stimmen, aber der tritt ja nun nicht mehr an. Jetzt weiß ich nicht, wie ich wählen werde. Für Selensky nicht, der hat keinerlei politisches Programm – er tritt gegen Poroschenko an, das ist sein Programm. Nur für mich wäre er der schlechtere Staatschef.“
Swetlana Mitrofanowa, 60 Jahre, Verkäuferin aus Kiew: „Ich helfe im Wahlkampf Poroschenko, er hat unsere Armee von Grund auf neu aufgebaut und modernisiert. Er hat die russische Aggression gestoppt und außenpolitisch viel für die Ukraine erreicht: die Visumfreiheit, die Gründung und die Eigenständigkeit der orthodoxen Kirche der Ukraine. Poroschenko muss Präsident bleiben.“
Ljudmila Wasilewskaja, 78 Jahre, Rentnerin, leitet noch ein kleines Unternehmen in Odessa in der Südukraine: „Ich weiß noch nicht, wem ich meine Stimme geben werde. Poroschenko sicher nicht, Poroschenko steht für mich für den Krieg. Der muss endlich aufhören. Im Donbass sterben unsere Kinder. Tymoschenko ist eine starke Frau, sie hat sich durchgekämpft, obwohl sie aus politischen Gründen in Haft saß. Das gefällt mir. Sie könnte eine gemeinsame Sprache mit den Russen finden. Selensky finde ich sehr interessant, doch so richtig ist mir noch nicht klar, wer bei ihm im Team dabei ist.“
Taras Luzenko, 34 Jahre, Mitarbeiter in der Rechtabteilung einer Landwirtschaftsfirma in Bila Zerkwa in der Zentralukraine: „Ich habe lange über diese Wahl nachgedacht. Habe mir ein Treffen von Selensky mit wichtigen Experten und seinen Beratern im Internet angeschaut, das hat mich sehr enttäuscht. Selensky hat mit einem Thema angefangen, dann das Thema gewechselt. Ich habe nicht verstanden, was er will. Er sah wirklich sehr schwach aus. Bei Poroschenko hatte ich auch lange meine Zweifel, der Skandal mit den teurer weiterverkauften Waffenteilen aus Russland in seinem Umfeld, hat seine Chancen gesenkt. Ich werde dennoch für ihn stimmen. Tymoschenko kommt für mich auf keinen Fall in Frage, sie hat so viel gelogen.“
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