Qaeser A., der am Montag von Spezialkräften der österreichischen Polizei wegen Terrorverdachts festgenommen wurde, hatte offenbar weiter gehende Anschlagspläne als bislang bekannt. Nach SPIEGEL-Informationen fanden Beamte bei der Durchsuchung seiner Wohnung in Wien neben SIM-Karten und elektronischen Datenträgern auch eine leistungsfähige Drohne und ein Nachtsichtgerät. Die Drohne sei „kein Spielzeug“, notierten Staatsschützer in einem vertraulichen Vermerk.
Der Iraker soll letztes Jahr in Bayern und Berlin versucht haben, Anschläge auf ICE-Züge zu verüben. Die an Oberleitungen und Gleisen angebrachten Stahlseile und Keile führten zu Sachschäden. An den Tatorten fanden Ermittler arabische Drohschreiben und eine Flagge der IS-Terrormiliz.
Auf die Spur kam die Polizei dem 42-Jährigen, nachdem er einen Teil des Drohschreibens in einem Copyshop in Wien hinterlassen hatte. Ein Mitarbeiter des Shops meldete das verdächtige Dokument der Polizei. Ein Fingerabdruck auf dem Papier führte über einen Treffer im österreichischen Ausländerregister zu Qaeser A.
Der Iraker wurde fortan observiert. Nach SPIEGEL-Informationen sicherten Beamte DNA-Spuren des A. in seinem Hausmüll. Diese Spuren stimmten mit DNA überein, die Fahnder an den Tatorten in Deutschland gefunden hatten. Zudem soll es Videoaufnahmen geben, die Qaeser A. in der Nähe der Anschlagsorte zeigen.
„Groll gegen die deutsche Regierung“
An den für die Taten verwendeten Stahlseilen wurden auch DNA-Spuren seiner Ehefrau festgestellt. Beide kamen in Untersuchungshaft. In Österreich droht den Eheleuten jetzt eine Anklage wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Eine Steuerung der Tat durch den IS halten Ermittler allerdings für unwahrscheinlich. Qaeser A. war vor seinen mutmaßlichen Attacken weder Behörden in Deutschland noch in Österreich als Extremist bekannt.
„In seinen Vernehmungen hat er nach meiner vorläufigen Kenntnis ausgesagt, dass er die Taten allein ausgeführt und ein Exempel habe statuieren wollen“, sagte sein Verteidiger, der Wiener Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz, dem SPIEGEL. „Offenbar hegt er aus mir bislang unbekannten Gründen einen Groll gegen die deutsche Regierung. Er ist in der Vergangenheit nicht als Islamist aufgefallen und beteuert, keinen Kontakt zu Terrororganisationen zu haben“, so Blaschitz.
Nach der Festnahme zweier weiterer Verdächtiger in Prag spricht der österreichische Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hingegen von einer Terrorzelle. Die beiden Männer wurden am Mittwoch kurz nach ihrer Landung auf dem Prager Flughafen festgenommen. Grundlage sei ein europäischer Haftbefehl österreichischer Sicherheitsbehörden gewesen, wie eine Polizeisprecherin in Tschechien mitteilte.
Inwiefern die beiden Festgenommenen mit Qaeser A. in Verbindung standen und ob sie in die Anschlagspläne involviert waren, ist noch nicht bekannt.